sterreichische Innovation weltweit erstmals bei Kindern und
Jugendlichen in Graz im Einsatz (Symbolbild)
APA/HELMUT FOHRINGER
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Wissenschaft

Brüche: Neue Schrauben aus Knochen

Wer einen Knochenbruch erleidet, soll in Graz künftig noch besser behandelt werden können: Neue Schrauben aus Knochen können mit dem Körper verwachsen – und müssen nicht wie vergleichbare Schrauben aus Titan oder Stahl nach der Heilung entfernt werden.

An der Grazer Kinder- und Jugendchirurgie werden jährlich mehr als 3.200 Implantate eingesetzt, um unterschiedlichste Knochenbrüche zu fixieren. Wenn sie ihren Zweck erfüllt haben, müssen sie wieder entfernt werden, denn der Körper wächst weiter, aber das eingesetzte Metall nicht. Seit Jahresbeginn geht man hier einen neuen Weg – mit einer österreichischen Erfindung, die von einer Linzer Firma und den Instituten für Biomechanik und jenem für Elektronenmikroskopie und Feinstrukturforschung der TU Graz entwickelt wurde – mit Schrauben, die aus Spenderknochen gefertigt sind.

Bereits 19 erfolgreiche OPs

Bei 19 Patienten wurde die österreichische Innovation bereits erfolgreich implantiert: „Durch einen biointelligenten Prozess, der bereits in den ersten 24 Stunden nach der Implantation einsetzt, wird das Implantat in körpereigenes Knochengewebe umgebaut“, erklärt der Grazer Chirurg Thomas Petnehazy. Hergestellt werden die Implantate mit Hilfe einer eigens dafür entwickelten Technik aus biogenem Material, im konkreten Fall aus menschlichen Oberschenkelknochen.

Weitere Einsatzgebiete

Holger Till, Vorstand der Uni-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie, hält vorerst bis zu 100 derartige Eingriffe jährlich in Graz für realistisch: „Was bedeutet, dass 100 Folge-OPs entfallen können und uns diese Ressourcen für andere Patienten zur Verfügung stehen“, so Till.

Ursprünglich wurde das neuartige Knochenmaterial primär für die Versorgung von altersbedingter Arthrose entwickelt und ist seit Längerem bei erwachsenen Patienten im Einsatz – an der Abteilung für Traumatologie und Orthopädie des Uni-Klinikums Graz beispielsweise u. a. bei Kahnbeinfrakturen, die nicht heilen –, in der Fußchirurgie oder generell, wenn zu wenig körpereigenes Knochenmaterial vorhanden ist.