Justizanstalt Graz-Jakomini
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Chronik

Große Personalnot in Grazer Justizanstalt

Die Justizanstalt Graz-Jakomini kämpft mit Personalproblemen. Es fehle an Wachpersonal. Das führe dazu, dass immer mehr Werkstätten geschlossen werden müssen, weil die Insassen dort nicht mehr überwacht werden können. Auch das wenige Personal sei restlos überarbeitet. Personalvertreter wollen jetzt aufmerksam machen.

Die Kernaufgabe der Justitzwachebeamten ist die Überwachung der Insassen und deren sinnvolle Beschäftigung. Dem könne man zunehmend nicht mehr nachkommen: 25 Plandienststellen würden fehlen, rechnete der Vorsitzende der Personalvertreter, Mario Raudner, vor.

Fehlendes Wachpersonal führe wiederum dazu, dass die Insassen nicht in den Anstaltswerkstätten arbeiten können. Die Schuhmacherei, die Gärtnerei, die Buchbinderei sind Bereiche, die bereits geschlossen sind.

Vieles nicht mehr umsetzbar

„Der Trend geht dorthin, dass die Werkstätten immer mehr geschlossen sind. Dadurch müssen die Insassen in den Abteilungen bleiben. Die Arbeit wäre zwar da, aber der Beamte, der das ganze bewacht oder der die Insassen beschäftigt, der fehlt, weil er in andere Bereiche abgezogen wird oder schlicht und einfach nicht da ist. Man darf nicht vergessen, die Kolleginnen und Kollegen haben Urlaub, die haben Ersatztage, und das schlägt sich jetzt massiv auf den Personalstand nieder“, kritisierte Raudner.

Außerdem habe sich die Insassenklientel in den letzten 20 Jahren stark geändert. Unter den rund 650 Insassen gebe es immer mehr problematische Häftlinge und viele verschiedene Kulturen. Vieles könne man aufgrund der dadurch entstehenden Spannungen ohne das nötige Wachpersonal auch nicht mehr anbieten, so Raudner. Nur noch lebensnotwendige Bereiche wie die Küche seien offen.

Nach Hilferuf keine Gespräche

Nach einem Hilferuf im Vorjahr habe man das Versprechen bekommen, dass es Gespräche geben werde. Diese fanden aber laut Raudner nie statt. Man fühle sich nicht wahrgenommen: „Da wird man immer wieder angeredet von Ministerium und Generaldirektion, dass eigentlich alles passt. Es passt nichts. Die Fakten liegen am Tisch. Und wir haben eine Anstaltsleitung, die das alles negiert, die sagt, es muss trotzdem gehen, und das ist für unsere Leute einfach eine große Belastung geworden. Die kommen zu uns und sagen, sie können nicht mehr und sie mögen nicht mehr.“

Arbeitsgruppen der Personalvertreter

Es habe bereits Arbeitsgruppen gegeben, in denen Lösungsvorschläge – etwa mehr Personal – erarbeitet wurden. Die Entscheidung darüber falle in der Anstaltsleitung bzw. im Ministerium. Dort sehe man die Planstellen auf dem Papier, so Raudner. Diese seien erfüllt. Die Praxis sehe etwa durch Krankenstände und Urlaube aber anders aus.