Heinrich Schnuderl
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Dompfarrer Schnuderl feierte letzte Messe

Im Grazer Dom ging am Sonntag eine Ära zu Ende. Dompfarrer Heinrich Schnuderl feierte seinen Abschiedsgottesdienst, denn im September wird er 80 Jahre alt und wird sich dann in den Ruhestand zurückziehen.

Heinrich Schnuderl ist seit 56 Jahren Priester und hat in dieser Zeit alle Facetten des Priesterlebens in der Steiermark kennengelernt. Er war unter anderem Kaplan in Schladming, Stadtpfarrer in Graz, vier Jahre lang als Generalvikar, die Nummer zwei in der Katholischen Kirche der Steiermark und war in der Zeit nach dem Rücktritt von Bischof Egon Kapellari bis zur Ernennung seines Nachfolgers Wilhelm Krautwaschl als sogenannter Diözesanadministrator für die Diözese Graz-Seckau zuständig.

Stark geschrumpfte Gemeinde übernommen

Die letzten acht Jahre war er Dompfarrer in Graz und er erinnert sich gerne an diese Jahre zurück, auch wenn er zunächst eine Zeit der „Umgewöhnung“ gebraucht habe, „weil ich draufgekommen bin, dass sich doch in den letzten Jahrzehnten die Innenstadt in Graz sehr verändert hat von der Bevölkerung her. Mein Vorgänger, der fast 50 Jahre Dompfarrer gewesen ist, hat gesagt, am Anfang hat es ungefähr 5.000 Katholiken gegeben. Wenn ich jetzt die Studenten wegzähle, die ja nur zeitweise in Graz sind, ist die Domgemeinde geschrumpft auf ungefähr 1.000 Katholiken und das sind hauptsächlich ältere Leute. Also da musste ich mich auch erst gewöhnen.“

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Zölibat „kein Dogma“

Angesprochen auf die von Papst Franziskus angestoßene Diskussion über den Zölibat, meint Schnuderl: „Die Ehelosigkeit um des Himmelreiches Willen ist eine Wirklichkeit, die im Evangelium verankert ist. Es ist kein Dogma. Dass in der römisch-katholischen Kirche der Priester normalerweise zölibatär leben soll, ist eine kirchenrechtliche Regelung, die jederzeit vom Papst aufgehoben werden könnte. Wir haben ja auch jetzt hier in der Steiermark zumindest drei Priester aus der unierten Kirche aus dem Osten, die an sich mit ihren Familien bei uns wirken.“

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Allerdings sei zu differenzieren: „Die Probleme, die wir derzeit in der Kirche haben, sind vielfältig und die Lösung dieser Probleme ist nicht durch eine einzelne Maßnahme zu erreichen. Aber diese Maßnahme ist zugleich ein Hebel, wo man unter Umständen doch auch mehr an Priestern erreichen könnte. Ich glaube jedenfalls, dass es möglich ist.“ Dass auch Frauen Ämter in der Kirche übernehmen und geweiht werden können, werde laut Schnuderl hingegen „wahrscheinlich einige Zeit brauchen.“

Amtszeit mit aufwändiger Domsanierung

In die Amtszeit von Schnuderl ist auch die aufwändige Sanierung des Doms gefallen. Ein Projekt, dass immer größere Ausmaße angenommen hat, wie er zu seinem Abschied verrät. Nicht zuletzt wegen der notwendigen Zusatzarbeiten und auch wegen der allgemeinen Teuerungen hätten sich die Kosten von 6 auf 6,5 Millionen Euro erhöht.

„Steiermark heute“-Sonntagsgespräch

Dompfarrer Heinrich Schnuderl im Interview mit ORF Chefredakteur Wolfgang Schaller

Vor allem der Brand der Kathedrale Notre Dame in Paris hätte dazu geführt, dass ein deutlicher Mehraufwand bei der Sanierung notwendig wurde: „Wenn so was passiert bei uns, das ist ja furchtbar. Wir sind draufgekommen, zum Beispiel, dass es keinen gemeinsamen Plan über die die Elektrik im Dom gegeben hat.“ Als letzter Stein fehlt noch die Renovierung der Dom-Orgel. Diese läuft derzeit auf Hochtouren, so dass am 26. November nicht nur der Dom, sondern auch seine Orgel in einem neuen Glanz erstrahlen wird.

Mausoleum ab September im Visier

Heinrich Schnuderl wird sich ab September dann noch für einige Zeit einem neuen Projekt widmen. Nach dem Dom gehe es dann darum, auch das Mausoleum – die Grabstätte von Kaiser Ferdinand II. – zu sanieren: „Das ist die Aufgabe meines Nachfolgers, aber ich habe mich mit ihm, mit dem Bischof und mit dem Herrn Landeshauptmann (Anm. Christopher Drexler) darauf geeinigt, dass ich zumindest die ersten Schritte in diese Richtung setze.“ Und hier wird Heinrich Schnuderl zunächst versuchen, die dafür notwendige Summe von rund einer Million Euro aufzutreiben. Vor allem die Kuppel des unmittelbar neben dem Dom gelegenen Mausoleums sei nämlich dringend sanierungsbedürftig.