Techhnik&IT

Jeder fünfte Job in der Industrie unbesetzt

Der Fachkräftemangel wird immer dramatischer. Eine aktuelle Studie des Industriewissenschaftlichen Institutes (IWI) zeigt, dass allein in der Elektro- und Elektronikindustrie, der metalltechnischen Industrie und der IT bis zu 40.000 Fachkräfte fehlen. In der Steiermark bleibt laut Wirtschaftskammer jeder fünfte Industrie-Job frei.

5.300 Arbeitsplätze können in den drei Branchen Elektro- Elektronikindustrie, IT und metalltechnischer Industrie in der Steiermark nicht besetzt werden. Das ist laut Branchenvertretung jeder fünfte Job. Die Wirtschaftskammer Steiermark fordern nun Maßnahmen in Form einer Qualifizierungsoffensive und sprach am Dienstag in einer Aussendung von „dramatischen Zahlen“, die die repräsentative Studie Industriewissenschaftlichen Instituts (IWI) zu Tage fördern würde.

8.700 Kräfte sollen bis 2030 fehlen

Obwohl das Bildungsangebot mit Technischer Universität, Fachhochschulen und HTLs in der Steiermark überdurchschnittlich gut aufgestellt ist, schlägt sich das nicht unmittelbar auf dem steirischen Arbeitsmarkt nieder. „Auch steirische Betriebe suchen händeringend nach Personal, 21 Prozent der Stellen oder umgerechnet 5.300 Jobs in den drei Bereichen sind unbesetzt. Bis 2030 geht die Prognose sogar einem Bedarf von 8.700 technischen Fachkräften aus, der nicht gedeckt werden kann“, so Peter Luptacik vom IWI.

Ein Blick auf die einzelnen Branchen in der Steiermark zeigt die Dimension des Problems auf: Aktuell fehlen in der Elektro- und Elektronikindustrie (inklusive Gewerbe und EVU) bis zu 1.500 Fachkräfte, in sieben Jahren sollen es bis zu 2.600 sein. Ähnlich die Lage in der Metalltechnischen Industrie: Dort werden aktuell bis zu 2.300 Fachkräfte dringend gebraucht, im Jahr 2030 sollen es 3.600 sein. In der IT und den Informationsdienstleistungen können aktuell 1.500 Stellen nicht besetzt werden, im Jahr 2030 droht in diesem Bereich ein Mangel von 2.500 Fachkräften.

Milliardenverluste bei der Wertschöpfung

Branchenübergreifend wird sogar von einem regionalwirtschaftlichen Mangel von bis zu 4.000 IT-Fachkräften in der Steiermark ausgegangen. Damit droht, so die Prognose, dass in der Steiermark dann nur noch 61 Prozent oder rund zwei Drittel der offenen Stellen in diesen Branchen besetzt werden können.

Für die österreichische Wirtschaft bedeute der Fachkräftemangel in den technischen Branchen einen Wertschöpfungsverlust von 6,4 Milliarden Euro. Prognostiziert wird, dass 2030 bereits bis zu 63.400 technische Fachkräfte fehlen. Jede dritte Stelle würde so unbesetzt bleiben, der Wertschöpfungsentgang würde dann bis zu zehn Milliarden Euro betragen, rechnete die Wirtschaftskammer vor.

Lehre mit dem größten Output, AHS mit dem geringsten

Spannend ist auch ein Blick auf den Output der einzelnen Bildungsinstitutionen: So leistet die Lehre mit einem Anteil von 43,6 Prozent den größten Beitrag zum regionalen Output, gefolgt von der HTL (22,8 Prozent), der Universität (20,8 Prozent) und der Fachhochschule (11,3 Prozent). Am untersten Rand des Rankings: die HAK mit einem Anteil von 0,8 Prozent und die AHS mit 0,7 Prozent. „Die Mitarbeiter von morgen brauchen neue Kompetenzen, sie müssen gut kommunizieren, selbständig agieren, planen und organisieren können“, so FMTI-Steiermark-Obmann Hans Höllwart.

Wirtschaft fordert modernere Lehrpläne

Angesichts der sich zuspitzenden Fachkräftemisere fordern Branchenvertreter nun die Umsetzung einer raschen Qualifizierungsoffensive. Diese umfasst unter anderem die Modernisierung von Lehrplänen, die Aufstockung technischer Fächer in allen Schulformen und eine Optimierung der Berufsorientierung in den Unterstufen. Schon jetzt setzen Verbände wie FEEI (Fachverband der Elektro- und Elektronikindustrie), FMTI (Fachverband Metalltechnische Industrie) sowie der OVE (Österreichischer Verband für Elektrotechnik) gezielt Aktivitäten, um den Fachkräftemangel einzudämmen.

"Wir finanzieren seit einigen Jahren mehrere Studienplätze und Universitätseinrichtungen im Maschinenbau“, so Höllwart. EEI-Steiermark-Vorsitzender Michael Stahl plädiert für eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Industrie und Ausbildungsstätten: „Das generiert Nachfrage für die interessante und lohnende Arbeit in der Industrie“, ist er überzeugt.