Rund 1.000 Feuerwehrkräfte waren Dienstagnachmittag steiermarkweit im Einsatz, um die Unwetterschäden zu beheben. Besonders betroffen waren die Bezirke Liezen, Leibnitz und Deutschlandsberg, punktuell aber auch Murau, Judenburg, Bruck-Mürzzuschlag und Graz-Umgebung.
Sturmböen von 118 km/h im Ennstal
Die GeoSphere Austria gab Dienstagnachmittag eine Wetterwarnung heraus: Gewitter mit Sturmböen von 70 bis 110 km/h seien in den nächsten Stunden in der Steiermark möglich, hieß es, und tatsächlich trafen kurz darauf, gegen 16.30 Uhr, die Gewitterzellen in der Obersteiermark ein. Die erste große Gewitterzelle erreichte den Bezirk Liezen.
Dabei sei diesmal aber nicht der Starkregen das Hauptproblem gewesen, sondern der enorme Sturm, der vor allem in Liezen gewütet habe, schildert Thomas Meier vom Landesfeuerwehrverband. Im Ennstal seien am Nachmittag Windspitzen von 118 km/h gemessen worden, so Meier: „Es waren hauptsächlich die orkanartigen Windböen, die Bäume wie Zündhölzer knicken haben lassen, die haben dann Verkehrs- und Gehwege blockiert, sind teilweise auf Stromleitungen gefallen, sind auf Häuser oder Carports gefallen und auf Zäune.“
400 Feuerwehrkräfte im Bezirk Liezen im Einsatz
Betroffen waren die Gebiete rund um Gröbming, Rohrmoos, und auch das Sölktal. In Ramsau blockierte ein umgestürzter Baum die Straße, auf der Ennstal Straße (B320) verlegten mehrere umgestürzte Bäume bei Aich die Fahrbahn. Die B320 musste zwischen Schladming und Haus bzw. bei Gröbming gesperrt werden. Dutzende Bäume wurden wie Streichhölzer geknickt. Besonders betroffen waren auch die Ortsteile Birnberg, Oberhaus, Gumpenberg und Weißenbach. Alleine zwischen Schladming und Haus im Ennstal stürzten im dreispurigen Abschnitt rund zwei Dutzend ausgewachsener Bäume auf die Straße – wie durch ein Wunder sei kein Fahrzeug getroffen worden, hieß es Dienstagabend von der Feuerwehr.
Laut dem Feuerwehrsprecher für den Bezirk Liezen, Christoph Schlüßlmayr, mussten am Nachmittag 25 Feuerwehren mit 400 Kräften ausrücken, um die Schäden zu beseitigen. „Es werden wohl noch einige dazukommen“, befürchtete Schlüßlmayr. In Aigen im Ennstal stürzten Bäume auf eine Gartenhütte, in Ramsau wurde ein Stallgebäude durch den Sturm abgedeckt. Durch Bäume, die auf Autos stürzten, gab es laut ersten Informationen der Polizei auch Leichtverletzte in Oberhaus.
Im Bezirk Murau stürzte ein Baum auf ein Auto
Auch im Bezirk Murau meldete die Feuerwehr am späten Nachmittag zahlreiche Unwettereinsätze, etwa im Bereich Predlitz-Turrach. Der Sturm riss Bäume um, ein Baum fiel hier auf ein Auto. Die Gewitterzelle zog weiter in Richtung Bezirk Bruck-Mürzzuschlag – auch hier musste die Feuerwehr am Nachmittag zu Unwettereinsätzen ausrücken, betroffen war hier vor allem der Raum rund um Bruck an der Mur. Die Front erwischte auch den Bezirk Murtal – hier vor allem den Bereich rund um Rothenthurm.
50 Notrufe im Bezirk Deutschlandsberg
Gegen 18.00 Uhr erreichte die Unwetterfront auch den gesamten Bezirk Deutschlandsberg. In der Folge kam es laut Feuerwehr alle zwei Minuten zu einem Einsatz, in Summe gingen 50 Notrufe im ganzen Bezirk ein; teils wurden die Feuerwehren der Gemeinden aber auch direkt alarmiert, sodass letztlich 30 Feuerwehren mit 350 Mann rund zwei Stunden lang im Unwettereinsatz standen.
Auch im Bezirk Deutschlandsberg stürzten vor allem Bäume auf Straßen, aber auch auf Dächer und Stromleitungen wie etwa in Otternitz in der Gemeinde St. Martin im Sulmtal. In Oisnitz in der Gemeinde St. Josef rückte die Feuerwehr nicht nur zu umgestürzten Bäumen, sondern auch zu einem Trafobrand aus; in Hollenegg mussten Personen aus Liften befreit werden, und in St. Peter im Sulmtal wurde ein Kamin durch den Sturm beschädigt und musste von der Feuerwehr gesichert werden.
Rund 2.000 Haushalte ohne Strom
Eine Gewitterfront mit Starkregen und Sturm zog außerdem über die Pack – in den Tunnelanlagen musste die Geschwindigkeit gedrosselt werden. Im Bereich Modriach kam es zu Schäden durch Sturm und Überschwemmungen. Weitgehend verschont von schweren Unwettern blieb bis Dienstagabend der Großraum Graz und die südliche Steiermark.
Laut Energie Steiermark hatten Dienstagabend rund 2.000 Haushalte keinen Strom, Mittwochfrüh waren es noch etwa 100. Am stärksten betroffen war das Ennstal, die schon am Vortag stark betroffene Südweststeiermark sowie das Mürztal.
Bergrettung wegen Gewitter in Ramsau im Dauereinsatz
Laut Landeswarnzentrale gab es im Bezirk Liezen mehrere Einsätze der Bergrettung. Aufgrund der Unwetter wurden mehrere Alpinisten, etwa im Dachsteinmassiv, vom Unwetter überrascht und gerieten in Bergnot. In zwei Fällen gerieten Alpinisten in Klettersteigen in Bergnot, in einem anderen Fall wurde ein Wanderer von einem Gewitter überrascht und musste gerettet werden.
Die Aufräumarbeiten der Feuerwehr würden am Mittwoch fortgesetzt, so Meier: „Dort, wo es möglich war, sind die Einsätze noch in den Nachtstunden abgearbeitet worden; punktuell, wo es aufgrund der Umstände zu gefährlich war, die Arbeit in der Dunkelheit zu Ende zu bringen, werden sie am Mittwoch abgearbeitet.“ Gleichzeitig werden am Nachmittag neuerliche Gewitter in der Steiermark erwartet, dann vor allem im Süden.