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APA/dpa/Peter Kneffel
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Wirtschaft

Debatte um Arbeitszeit geht weiter

Müssen wir in Zukunft weniger oder doch mehr arbeiten? Laut einer aktuellen Umfrage der Wirtschaftskammer erwartet die Mehrheit der Bevölkerung Verschlechterungen bei der Versorgung, sollte es zu Arbeitszeitverkürzungen kommen – ein weiterer Beitrag zu einer hitzig geführten Diskussion.

Wir werden in Zukunft mehr und nicht weniger arbeiten müssen, so Österreichs Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer – jeder, der etwas anderes sagt, lüge – mehr dazu in Mahrer: 32-Stunden-Woche bei Lohnausgleich „realitätsfremd“ (news.ORF.at). Hintergrund: Laut der jüngsten Market-Umfrage im Auftrag der Wirtschaftskammer fürchtet die Mehrheit bei einer Arbeitszeitverkürzung negative Auswirkungen.

Debatte über Arbeitszeit geht weiter

Um die Frage, ob Österreich die Arbeitskräfte ausgehen, ist eine heftige Diskussion zwischen der Wirtschaftskammer und der Arbeiterkammer entbrannt. Die Arbeiterkammer fordert eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit, die Wirtschaftskammer sieht dafür keine Chance. Sie geht sogar davon aus, dass wir künftig mehr arbeiten müssen. Laut einer Umfrage wären dazu etwa die Hälfte der Menschen bereit.

Arbeitszeitverkürzung „realitätsfremd"…

Der steirische Wirtschaftsbund-Chef, der Nationalrat Kurt Egger (ÖVP), sagt, die Forderungen nach einer Arbeitszeitverkürzung würden an der Realität vorbeigehen, "wenn wir wissen, dass wir bis 2040 340.000 zusätzliche Arbeitskräfte brauchen, zu den ohnehin 200.000 offenen Stellen – dann wird sich das mit weniger arbeiten nicht ausgehen, um unser Sozialsystem, um unser Wohlstandssystem aufrechtzuerhalten“.

… oder „nicht aufzuhalten“?

Ganz anders sieht das SPÖ-Nationalrat und Gewerkschafter Beppo Muchitsch – für ihn ist das Ansinnen der Wirtschaft unrealistisch: „Die Produktivität seit der letzten Arbeitszeitverkürzung 1975 ist um das Doppelte pro Beschäftigtem gestiegen – jetzt ist der nächste Schritt zu setzen, die Normalarbeitszeit tatsächlich zu verkürzen. Die Realität ist so, und das ist auch nicht aufzuhalten.“

Debatte um Arbeitszeitverkürzung

Die Forderung von SPÖ und ÖGB, die Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich auf 32 Stunden pro Woche zu verkürzen, wird auch in der Steiermark diskutiert. Eine Mehrheit in einer von der Wirtschaftskammer in Auftrag gegebenen Befragung hält dies nicht für akzeptabel, wenn es dabei etwa zu Pensionskürzungen käme. Die Mehrheit könne sich sogar vorstellen, mehr zu arbeiten.

Laut Egger braucht es Anreize für jene, die zu mehr Arbeit bereit sind, „wenn mehr Netto vom Brutto bleibt, wenn die Kinderbetreuung gesichert ist – da muss man einfach die Hand anlegen, damit das funktioniert“.

Der Gewerkschafter wiederum fordert, dass die Branchen jeweils selbst entscheiden können sollen, „damit das System, aber auch die Wirtschaftsbereiche hier nicht unter die Räder kommen, das ist Fakt. Wir sind nicht für eine generelle sofortige Arbeitszeitverkürzung“, so Muchitsch. Vielleicht wäre ja sogar beides möglich: Länger arbeiten, wer kann und will, kürzer, dort, wo es – etwa um Arbeitskräfte zu finden – Sinn macht.

Nachmittagspause mit vielen Hürden

Die Sommer werden spürbar heißer – auch hierzulande. War die Siesta einst gleichbedeutend mit spanischem Lebensgefühl, diskutiert heute sogar Deutschland über eine Einführung von ausgedehnten Mittagspausen, um den teils extremen Temperaturen auszuweichen. In Österreich begrüßen Fachleute die Diskussion und fordern Bewegung von der Politik. Denn geänderte Arbeitszeiten würden eine Vielzahl an Änderungen bedeuten – mehr dazu in Nachmittagspause mit vielen Hürden (news.ORF.at).