Stethoskop und Blutdruckmessgerät eines Arztes
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Gesundheit

Prämie für Kassenärzte „kein Allheilmittel“

Der Plan der Regierung, mit einer Prämie mehr Kassenärzte anzuwerben, wird nur verhalten positiv angenommen. Besser wäre eine Strukturänderung, heißt es unter anderem bei Gesundheitskasse und Ärztekammer in der Steiermark.

Österreichweit sind fast 300 Kassenarztstellen unbesetzt, auch in der Steiermark ist es in einigen Regionen – etwa im oberen Murtal oder in der Oststeiermark – besonders schwierig, Kassenärzte oder -ärztinnen zu finden. Die Regierung will nun gegenlenken und eine Prämie in der Höhe von bis zu 100.000 Euro auszahlen, wenn jemand eine Kassenpraxis eröffnet – mehr dazu in Kassenärzte sollen „Startbonus“ bekommen (news.ORF.at; 25.7.2023).

Regionale Probleme nicht gelöst

In der Steiermark verweist man nun darauf, dass es Ähnliches bereits in Form einer 70.000-Euro-Anschubfinanzierung gebe: „Wir haben da in der Steiermark seit 2019 Erfahrungen – wir haben eine Anschubfinanzierung, das gibt es aber nur in der Steiermark, von 70.000 Euro pro Kassenstelle und wir haben dadurch einige schwer besetzbare Kassenstellen besetzen können. Aber es ist mit Sicherheit nicht ein Allheilmittel, damit man alle regionalen Probleme lösen kann“, sagt Josef Harb, Vorsitzender der ÖGK-Landesstelle in der Steiermark.

Wichtiger wäre es hier, Primärversorgungszentren zu forcieren und auch das System der Bezahlung von Kassenärzten müsse man überdenken – Stichwort Pauschale statt Einzelleistungsverrechnung. „Damit nicht die Wiedervorladung von Patienten zum Geld führt, sondern dass die qualitative Versorgung zu einem Honorar führt.“

Flexiblere Kassenverträge gefordert

Ähnliches ist seitens der Ärztekammer Steiermark zu hören. Die Prämie der Bundesregierung könne zwar ein guter Anreiz sein, die steirischen Erfahrungen würden aber zeigen, dass das nicht „durchschlagend“ sei. Wichtiger seien Strukturänderungen und auch ein flexiblerer Kassenvertrag, betont Peter Schmidt, Vizepräsident der steirischen Ärztekammer, „vor allem, weil der Beruf weiblicher wird und dadurch werden flexiblere Kassenverträge notwendig für Frauen mit Kindern und auch generell – die Arbeitsbelastung der jetzigen Praktiker ist auf Grund der sich abzeichnenden Strukturwechsel enorm und wenn man dann eine hohe Arbeitsbelastung hat und trotzdem noch gedeckelt wird, dann muss das auch geändert werden.“

Prämie nur „Feuerwehr-Aktion“

Auch der Gesundheitsökonom Martin Sprenger spricht sich für eine Änderung der Strukturen aus, die heutigen Rahmenbedingungen für Kassenstellen seien nicht mehr zeitgemäß; die Prämie der Bundesregierung sei eine „Feuerwehr-Aktion“. Positiv hingegen die Reaktion der steirischen Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP): Sie sieht einen Schritt in die richtige Richtung und eine Stärkung im niedergelassenen Bereich. Nötig seien aber auch weitere Maßnahmen etwa in der Telemedizin, der Digitalisierung und bei der Patientenlenkung.