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WIRTSCHAFT

Ams Osram will steirische Standorte stärken

Der neue Vorstandschef des steirisch-deutschen Halbleiterkonzerns ams Osram, Aldo Kamper, denkt bei seinem Sparprogramm auch an Stellenstreichungen. Man werde sich von wenig profitablen Firmenteilen trennen. Die steirischen Standorte sollen aber gestärkt werden.

„Wir können auch einen Stellenabbau nicht ausschließen“, sagte Kamper am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir sind bei der Profitabilität nicht da, wo sie sein muss“, so Kamper.

„Produkte passen wunderbar“

Der Standort Premstätten werde aber weiter gestärkt, so Kamper: „Wir bauen gerade momentan unsere Fabrik aus. Wir werden Anfang nächsten Jahres diese Erweiterung dann auch in Betrieb nehmen. Und diese Fokussierung passt sehr gut zu Premstätten. Die Produkte, die dort gefertigt werden für Automobil, Medizintechnik und auch Industrie passen wunderbar rein. Und so gesehen ist diese Strategie auch eine Stärkung des Standorts in Österreich.“

Kamper: Werden in Österreich eher wachsen

Mit der Erweiterung der Fabrik würden „sogar einige Mitarbeiter dazukommen in der Steiermark“, sagte Kamper, möglicherweise „einige Dutzend“. Trotzdem müssten Strukturen geändert werden, es könne also zu „leichten Umschichtungen oder Abbau“ kommen. „Aber unterm Strich werden wir in Österreich eher wachsen, schrumpfen.“

Es werde im Unternehmen verschlankt, auch im Vorstand, sagte Kamper: „In Summe werden die Strukturen effizienter werden müssen, um letztendlich immer gesund zu sein und dementsprechend dann auch in unsere Zukunft investieren zu können – in neue Technologien, in neue Fabriken wie in der Steiermark. Und dementsprechend ist es wichtig für uns, dass wir das tun.“

Umfangreicher Umbauplan

Der Chip- und Sensorkonzern hatte am Donnerstagabend einen umfangreichen Umbauplan vorgelegt. Die Umstrukturierung werde die ehemalige ams mit Sitz in Premstätten bei Graz ebenso treffen wie den früheren deutschen Lichtkonzern Osram in München. „Wir haben Handlungsbedarf in allen Feldern“, sagte Kamper, der vor wenigen Monaten vom kriselnden Autozulieferer Leoni gekommen war.

Kamper will damit bis Ende 2025 das operative Ergebnis um 150 Millionen Euro verbessern, um die Umsatzrendite (bereinigte Ebit-Marge) auf 15 Prozent zu verdoppeln. Der Umbau werde aber zunächst 50 Millionen Euro kosten. Von weniger profitablen Firmenteilen mit einem Umsatzvolumen von 300 bis 400 Millionen Euro will sich ams-Osram trennen.

Konzentration auf einige Sparten

Der neue Chef will sich auf LED- und Sensorchips für die Autobranche, die Industrie und die Medizintechnik konzentrieren. Trennen will man sich vom Geschäft mit Prismen und Linsen für Smartphones und Computer. Davon dürfte vor allem der Standort Premstätten betroffen sein. Das Geschäft mit Smartphone-Bauteilen, das ams dank des Kunden Apple großgemacht hatte, soll künftig nur eine untergeordnete Rolle spielen. Insgesamt schreibt ams Osram 1,3 Milliarden Euro auf die Firmenwerte von weniger erfolgreichen Geschäftsbereichen ab – das bringt im zweiten Quartal 2023 einen Verlust in dieser Höhe.

„Müssen die richtigen Schritte unternehmen“

„Wir haben einen sehr starken Kern, nun müssen wir die richtigen Schritte unternehmen, um unsere Unternehmensleistung zu verbessern“, sagte der neue ams-Osram-Vorstandschef. „Die richtungsweisenden Entscheidungen sind nun getroffen.“ Als Kerngeschäft sieht er das Halbleiterportfolio mit intelligenten Sensor- und Emitterteilen. Bei Chips für die Konsumelektronik soll sich ams-Osram nur noch dort engagieren, wo „es sich durch Spitzeninnovationen vom Wettbewerb absetzen kann“. Das Geschäft mit Smartphones schrumpft. „Der Preisdruck bleibt hoch und neue Komponenten werden erst 2024 zum Einsatz kommen“, stellte ams Osram fest. Das Unternehmen werde kleiner, dafür aber profitabler, meinte Kamper.

Die steirische ams hatte nach einem zähen Übernahmekampf das Münchner Traditionsunternehmen Osram Licht für 4 Milliarden Euro übernommen, für das ehemals auch Kamper gearbeitet hatte. Heute ist die fusionierte ams-Osram an der Börse nur noch 2 Milliarden Euro wert. Kamper, der zwischenzeitlich den knapp an der Pleite vorbeigeschrammten Autozulieferer Leoni geführt hatte, war im Frühjahr zu ams Osram geholt worden. Der Vorstand soll von Jänner an nur noch aus ihm und dem ehemaligen Siltronic-Finanzchef Rainer Irle bestehen. Die Vorstandsposten von Technologie-Chef Thomas Stockmeier und Mark Hamersma fallen weg.