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Wissenschaft

Studie: Klimawandel führt zu mehr Hangrutschungen

Forscher der Universität Graz haben den Einfluss des Klimawandels auf das Risiko von Hangrutschungen in der Steiermark untersucht. Die Studie wurde im Vorjahr veröffentlicht und verdeutlicht die jetzige Situation: Die Erderwärmung könnte das Risiko massiv ausweiten.

Ausgangspunkt der Forschenden unter der Leitung des Wegener Centers für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz war ein Extremwettereignis im Raum Feldbach in der Südoststeiermark im Jahr 2009: Mit Gewittern einhergehende Starkregenfälle über mehrere Tage hatten mehr als 3.000 Erdrutsche ausgelöst.

Extremniederschläge werden zunehmen

„Wenn die Erderwärmung ungebremst voranschreitet, wird das Risiko an Hangrutschungen nochmals größer werden", so Douglas Maraun, Erstautor der Studie aus dem Vorjahr. Insgesamt sei dann im Winter, aber auch im Frühling mit einer Zunahme der Niederschläge über den Alpen zu rechnen. Ein aufgeweichter Untergrund begünstige das Abrutschen von Hängen. Zudem sei zu erwarten, dass sich mit der Erderwärmung der Charakter extremer Niederschläge ändert und über den Alpen die sommerlichen Extremniederschläge zunehmen.

Worst-Case-Szenario bei vier Grad mehr

In der Studie hat das Team aus Forschern der Uni Graz, der Universität Jena und dem Joanneum Research das Ereignis von 2009 unter Annahme mehrerer plausibler Entwicklungen von Klima simuliert. Das Worst-Case-Szenario zeigte sich bei einem Temperaturanstieg um vier Grad – dann wäre im untersuchten Gebiet im Voralpenland das Risiko, dass Erdrutsche auftreten, um 45 Prozent größer als im Juni 2009.

„Wenn es gelingt, den Temperaturanstieg gemäß dem Pariser Abkommen auf ein halbes Grad zu beschränken, könnte dieses Risiko in Kombination von beispielsweise Aufforstung besonders gefährdeter Gebiete in etwa auf dem Niveau von heute gehalten werden", fasst Maraun ein Ergebnis zusammen.

Mischwald festigt Boden

Der Klimawandel ist ein möglicher Treiber der Erdrutschgefahr, doch auch Landnutzungsänderungen und die Art der Bodenbedeckung könnten für das Auftreten von Erdrutschen relevant werden: Die Simulationen hätten nämlich auch gezeigt, dass Bäume in den gefährdeten Gebieten das Risiko verringern könnten. Mischwald mit tief wurzelnden Bäumen, die ein enges Wurzelgeflecht haben, würden den Boden am effektivsten festigen. Straßenbauten mit starken Eingriffen in die Landschaft seien jedenfalls gründlich zu überdenken und auch für tiefe Verankerungen von Häusern zu sorgen, falls sie neu gebaut werden, hält Maraun für ratsam.