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APA/ERWIN SCHERIAU
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Religion

„Armenpfarrer“ Pucher wurde beigesetzt

Rund 2.000 Wegbegleiter, Freunde und Trauernde haben am Samstag in Graz Abschied von Pfarrer Wolfgang Pucher genommen. Der „Vinzipfarrer“ war am 19. Juli im 85. Lebensjahr im Urlaub verstorben. Puchers Verabschiedung fand in „seiner“ Pfarrkirche St. Vinzenz in Eggenberg statt. Beerdigt wurde der Pfarrer am Friedhof in St. Leonhard.

er streitbare Gründer der VinziWerke hat mit dieser Einrichtung, die sich besonders um Obdachlose kümmerte, weit über Graz hinaus gewirkt.

Hunderte Weggefährten, Unterstützer, Schutzbefohlene, Vertreter der Politik sowie seine Familie haben am Samstag in der St. Vinzenz-Kirche in Graz-Eggenberg sowie dann am St. Leonhard-Friedhof Abschied vom Grazer „Armenpfarrer“ Wolfgang Pucher genommen. Pucher war im 85. Lebensjahr am 19. Juli an seinem Urlaubsort in Kroatien gestorben.

Requiem von Diözesanbischof geleitet

Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl sagte beim Requiem: „Ein großer Mensch ist uns vorausgegangen in das Reich Gottes. Er hat die ‚am Rand‘ ganz bewusst gesehen – und damit ein Kennzeichen für unser Christsein für sich, für sein Leben und seinen Dienst zum Maß genommen“.

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Bischof Wilhelm Krautwaschl leitete das Requiem

Gegen die „hässliche Armut“ gekämpft

Die Trauerpredigt hielt auf Wunsch des Verstorbenen Hochschulseelsorger Alois Kölbl, der sich sicher war, dass Pucher sich über die große und bunte Trauergemeinde gefreut hätte. „‚Ich bitte alle, die durch mich an Gott oder der Kirche irre geworden sind, aus tiefstem Herzen um Vergebung‘, schreibt Pfarrer Wolfgang Pucher auf sehr berührende Weise in seinem geistlichen Testament“, sagte Kölbl, der einst in der Pfarrjugend von Pucher inspiriert worden war.

Pucher habe für sein Lebenswerk das Wort von der ‚hässlichen Armut‘ geprägt, sagte Kölbl. „Armut, die im herkömmlichen Bild sozialer Zuwendung und Fürsorge nicht vorkommt oder verdrängt wird, weil sie selbst verschuldet, undankbar oder in unlösbaren Verstrickungen gefangen ist. Es waren ganz konkrete, menschliche Schicksale, die Pfarrer Pucher berührten, als er vor fünfzig Jahren den Dienst in der Pfarre St. Vinzenz begann und bei seiner ersten Predigt am 3. Juni 1973 versprach, ’für alle Menschen da zu sein – aber in erster Linie für diejenigen, die mich am meisten brauchen“, erinnerte Kölbl.

Drexler: Blick an die Ränder der Gesellschaft fortführen

Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) würdigte den „großen, guten, streitbaren Menschen“, den „Pädagogen der Nächstenliebe“, den Menschen, den die Abwesenheit von Groll auszeichnete. Wenn man ihn weiter ehren wolle, dann gelte es, seinen „Blick an die Ränder“ der Gesellschaft fortzuführen.

VinziWerke-Obmann Peter Pratl zitierte „Geht nicht gibt’s nicht. Dieser Satz steht wohl wie kein anderer für das Wirken von Wolfgang Pucher.“ Insgesamt seien aufgrund seiner Initiative 40 Einrichtungen und Projekte, die VinziWerke, entstanden, in denen Menschen auch über seinen Tod hinaus ein „vinziges“ Stück Hoffnung erführen, Sein Handeln nach dem Vorbild des heiligen Vinzenz von Paul habe über die steirischen Grenzen hinaus Spuren hinterlassen.

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Bundespräsident Alexander van der Bellen und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig hatten Kränze geschickt – zur Würdigung des Einsatzes des Verstorbenen und seiner vielen Mitstreiter in Graz, der Steiermark und auch Wien, wo Pucher und die Vinzenzgemeinschaft Notschlafstellen für Obdachlose gegründet hatten.

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Bundespräsident schickte einen Kranz

Trauergäste aus allen Schichten

Die Besucher der Trauerveranstaltung waren bunt und vielfältig aus allen Lebenslagen und Gesellschaftsschichten wie Puchers Wirken: Menschen in Jeans und Shorts mit T-Shirt angetan waren ebenso gekommen wie ganz in trauerschwarz gekleidete Bürgerinnen und Bürger, Junge und Alte. Am Sarg waren brennende Kerzen platziert – eine davon in den Farben Kroatiens, dem geliebten Urlaubsland Puchers.

Das Kondolenzbuch zierten Herzen und Worte wie „tausendfaches ewiges Vergelt’s Gott“ oder in ungelenker Schrift einfach „Lieber Wolfgang, danke für dein Engagement“ oder „danke, dass es uns gelungen ist, die Vinzenzkirche zum Leuchten zu bringen.“

Visitator Eugen Schindler von den Lazaristen setzte Pucher am VinziDorf-Friedhof in St. Leonhard am späten Nachmittag bei.