Kind mit Brille
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GESUNDHEIT

Tablets & Co: Immer mehr Kinder kurzsichtig

Augenoptiker und Physiotherapeuten schlagen Alarm: Smartphone und Tablet schädigen die heranwachsenden Augen und den sich entwickelnden Bewegungsapparat von Kindern. Vor allem seien immer mehr Kinder kurzsichtig, heißt es.

Mehr als 70 Prozent der Null- bis Sechsjährigen verbringen täglich Zeit im Internet, Tendenz steigend. Doch nicht mehr am klassischen PC, sondern hauptsächlich mit Smartphone und Tablet – für die heranwachsenden Augen und den sich entwickelnden Bewegungsapparat von Kindern alles andere als optimal.
Kurzsichtigkeit bei Kindern nehme derzeit rasant zu, sagen Fachleute, und immer mehr Kinder leiden schon an Haltungsschäden, Schmerzen und Schwindel.

Zu viel Zeit, zu geringer Abstand

Kinder verbringen oft zu viel Zeit vor Handy und Tablet, und das mit zu geringem Abstand vom Gerät. Bis 2050 könnte die Hälfte der Weltbevölkerung kurzsichtig sein, befürchten Augenexperten. Daher müssten die kindlichen Augen so gut es geht geschützt werden, sagte Helmut Fuchs von der Landesinnung der Augenoptiker in der Wirtschaftskammer Steiermark.

„Die Sache ist, dass sich das kindliche Auge entwickelt. Wenn ich jetzt in meinem Alltag immer in diesen unnatürlichen Abständen bin, wird für das Auge sozusagen simuliert, das ist jetzt der richtige Abstand, und das Auge versucht in der Entwicklungsphase bei Kindern diese Distanz scharf einzustellen. Was dazu führt, dass man in die Ferne nicht mehr gut sieht, was wir als Kurzsichtigkeit bezeichnen“, so Fuchs.

Helmut Fuchs empfiehlt daher: „Abstand, Abstand, Abstand. 40 Zentimeter oder mehr, je jünger die Kinder sind, desto geringer sollten die Zeiten sein, und Kinder sollten mindestens zwei Stunden pro Tag im Freien sein bei Tageslicht.“ Augenärzte raten auch speziell Schulanfängern und Schulanfängerinnen, vor dem Schulstart ihre Augen untersuchen zu lassen – mehr dazu in Appell für Augencheck vor Schulbeginn (noe.ORF.at; 12.8.2023).

Kopf- und Nackenschmerzen

Doch auch Haltungsschäden nähmen bei Kindern zu, sagte Physiotherapeut Peter Weese. Immer öfter würden Kinder mittlerweile unter Kopf- und Nackenschmerzen leiden, bedingt durch falsche Haltung vor Tablet und Smartphone. „In meiner Tätigkeit als Physiotherapeut werde ich immer mehr mit Kindern konfrontiert, die leichte Schwindelattacken haben, die einen Tinnitus erzeugt haben. Und Lendenwirbelsäulenproblematiken sind das vierte Thema“, so Weese.

Mittlerweile sei der klassische Mindestabstand zum Computerbildschirm nicht mehr das größte Problem, sagte Peter Weese, sondern eben das Tablet: „Das Tablet aufzubauen, aufzustellen würde schon eine Erleichterung bringen. Aber das Tablet hat einfach einen eingeschränkten Radius, wenn das Kind darauf arbeitet. Und das Smartphone noch viel mehr.“ Auch Weese empfiehlt daher regelmäßige Pausen, Lockerungs- und Kraftübungen, die nach Möglichkeit täglich variieren.