Robert Schauer
ORF
ORF
Sonntagsgespräch

Der Reiz und die Ethik des Bergsteigens

Der steirische Bergsteiger Robert Schauer feiert am 27. August seinen 70. Geburtstag. Im Sommergespräch mit ORF Chefredakteur Wolfgang Schaller spricht Schauer über den Reiz des Bergsteigens und das Filmfestival, das diesen Reiz einem interessierten Publikum näherbringen soll.

Auch wenn es laut Geburtsurkunde 70 Geburtstage sind, die Robert Schauer feiert, so feierte der Bergsteiger in den vergangenen Jahren in Wahrheit noch einige Geburtstage mehr – auf die Frage, wie man als Höhenbergsteiger viele gefährliche Situationen überlebe, dazu sagt Schauer: „Mit viel Glück. Weil im Endeffekt habe ich schon einige Momente erlebt – Gott sei Dank überlebt. Es gab schon drei Momente, wo es beinahe dazu gekommen wäre, dass wir heute nicht hier stehen.“

Bergsteigen in hoher Höhe hat seinen Reiz

Dreimal war er am Mount Everest, insgesamt bestieg er fünf Achttausender. Heute sei aus dem Bergsteigen ein regelrechter Tourismus geworden. Ob das noch seinen Reiz habe? „Es ist natürlich ein großartiges Erlebnis, wenn man sich auf über 7.000 oder 8.000 Meter bewegt. Und ja, natürlich ist es auch mit den Rahmenbedingungen sehr viel ‚einfacher‘ geworden. Die körperliche Leistung als solche muss aber natürlich auch heute – trotz modern ausgestatteter Expeditionen – jeder selbst erbringen. Aber im Endeffekt ist es der Reiz, der mich dazu gebracht hat.“

Höhenbergsteiger Robert Schauer im Gespräch mit ORF Chefredakteur Wolfgang Schaller

In Not geratenen Kameraden muss man helfen

Das Höhenbergsteigen ist aktuell gerade in Diskussion: Nach einem Vorfall am K2, bei dem einem sterbenden Höhenträger, nicht geholfen wurde. Auch Schauer kam 1996 in eine ähnliche Situation. Er war als Kameramann bei einer Everest-Besteigung dabei. Die Dreharbeiten mussten unterbrochen werden, um in Bergnot Geratenen zu helfen.

Robert Schauer
ORF
Bergkameraden in tausenden Metern Höhe

Die aktuelle Geschichte erinnere ihn an 1996: „Das ist ein fürchterliches Drama. Die Ethik spielt offenbar keine Rolle. Eigentlich haben wir uns, die wir auf den hohen Bergen unterwegs sind, jener Ethik verschrieben, dass wir in Not Geratenen helfen, sofern einem das selbst möglich ist. Aber die Ausrede, wie sie jetzt vorgebracht wurde, dass man dann seinen eigenen Gipfelversuch oder auch seine eigene Gesundheit oder sein Fortkommen oder seinen gesicherten Abstieg damit gefährdet, wenn jemandem, der bereits im Sterben liegt, hilft, das ist für mich keine Erklärung. Insofern ist das Ziel, einen Gipfel zu erreichen unter diesen Voraussetzungen und Rahmenbedingungen kein erstrebenswertes Ziel.“

Robert Schauer
ORF

Viele bekannte Bergsteiger bei Filmfestival erwartet

Robert Schauer hat seine beiden Leidenschaften, das Bergsteigen und das Filmen, 1986 mit der Gründung des Mountain Filmfestivals, wie es jetzt heißt, in Graz verbunden. Auch heuer wird es im November wieder stattfinden, mit einem bunten Programm: "Ja, es wird ein tolles Programm werden. Wir werden auch ein paar Protagonisten, die in der alpinen Welt bei uns sehr bekannt sind, als Gäste begrüßen dürfen, auch in Verbindung mit Filmen. Beispielsweise Thomas Huber und viele andere auch. Also die Liste ist schon ganz gut im Entstehen und wir werden einige große Persönlichkeiten begrüßen können.