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GESUNDHEIT

Personalmangel in Spitälern: Land bleibt zuversichtlich

Die Entwicklungen vor allem bei der Versorgung von Schwerstkranken seien dramatisch, haben Patientenombudsfrau und ein Spitalschef Alarm geschlagen. Die Landesregierung zeigt sich aber weiter zuversichtlich, dass eingeleitete Reformen die Situation verbessern werden.

Man sei seit drei Monaten mit einem massiven Anstieg von Fällen konfrontiert, die in ihrer Dramatik und Schwere so noch nie da gewesen seien, bestätigte die steirische Patientenombudsfrau Michaela Wlattnig.

Lebensbedrohliche Wartezeiten, keine Betten

„Das sind Tumorpatienten und -patientinnen, die sehr lange auf einen Behandlungsbeginn warten. Das sind Patientinnen und Patienten, die sehr schwer erkrankt sind und sehr lange auf Operationstermine warten. Das sind aber auch Kinder, die auf Operationen warten, weil ein Intensivbett nötig ist, das nicht verfügbar ist“, so Wlattnig.

Dramatische Entwicklung in Spitälern

Als Reaktion auf den Personalmangel in Spitälern wurden Gehälter angehoben, Boni ausbezahlt, neue Ausbildungen gestartet. Offenbar genügt das nicht. Es wird von dramatischen Entwicklungen berichtet.

Patienten und Patientinnen seien auch mit immer längeren Wartelisten konfrontiert, was besonders bei Schwerkranken oft nicht folgenlos sei, so die Ombudsfrau: „Wenn man beispielsweise bei einem Brustkrebskarzinom früher ein paar Wochen gewartet hat, bis die Therapie begonnen wurde, warten die Patientinnen jetzt teilweise fünf bis sechs Monate. Gesundheitsfolgen und Schädigungen sind zu erwarten, und die Überlebenschancen werden verringert.“

Patienten müssen nach Hause geschickt werden

Ähnliches berichtete auch der Leiter des LKH Hochsteiermark, Erich Schaflinger. Alleine an einem einzigen Tage habe er fünf Patienten heimschicken müssen, weil eine Behandlung nicht möglich gewesen sei: „Wir haben Probleme gehabt, akute Leukämiepatienten zu versorgen. Wir haben einen Patienten nach Wien schicken müssen, weil es in der Steiermark aufgrund des Personalmangels an den Zentralspitälern nicht möglich war. Und wir müssen Herzklappenpatienten und Krebspatienten operativ nach hinten verschieben.“

Erich Schaflinger
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Appell um Hilfe an die Regionen

Es müsse gelingen, Personal dorthin zu bringen, wo es akut gebraucht werden, so Schaflinger: „Derzeit war es immer so, dass die Einwilligung des Betriebsrates eingeholt wurde, dass wir organisatorisch lange Wege gehen mussten.“ Das müsse schneller gehen: „Deswegen ersuche ich die Bürgermeister der Regionen, die verständlicherweise die Hand über ihr Spital habe und auch das Personal an anderen Standorten, uns bitte dringend zu helfen. Denn es kann jeden in der Steiermark betreffen.“

Man werde in die Regionen gehen und die Fakten auf den Tisch legen, so Schaflinger weiter, der auch Sprecher des Koordinierungsgremiums des Landes zur Entschärfung der Mangelprobleme ist – man hoffe und poche auf Solidarität.

Landesregierung sieht Management gefordert

In einer Reaktion zeigte sich Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) am Donnerstag nach wie vor zuversichtlich, dass sich die Situation durch bereits eingeleitete Reformen verbessern werde. Außerdem, so Bogner Strauß, „wir haben das Koordinationsgremium Versorgungssicherheit, das jederzeit auch vom Vorsitzenden einberufen werden kann. Ich habe das jetzt in die Wege geleitet, und am Montag wird dieses Koordinationsgremium wieder tagen. Es tagt ja regelmäßig, wo
wirklich alle Versorgungsebenen zusammensitzen und Lösungen finden, für genau diese Probleme, Lösungen finden sollen für genau diese Probleme“.

Auf die angekündigten Maßnahmen – wie Umstrukturierungen, Zusammenlegungen und Gehaltserhöhungen – beruft sich auch SPÖ-Gesundheitssprecher Hannes Schwarz. Wie Bogner-Strauß sieht er vor allem das Management der steirischen Spitäler gefordert: „Aus meiner Sicht geht es jetzt darum, diese Pakete auch in Umsetzung zu bringen. Da ist aus meiner Sicht das Management gefordert, hier die entsprechenden Schritte zu setzen, damit wir diese schwierige Situation in fast allen Krankenanstalten in eine
bessere Richtung entwickeln können.“

Kritik von der Opposition

Kritik kommt wiederum von den Grünen: "Jahrelange Versäumnisse in der steirischen Gesundheitspolitik können auch mit einem Gehalts- und Strukturpaket nicht in einem Sommer aufgeholt werden“, so der Grüne Gesundheitssprecher Georg Schwarzl. „Bogner-Strauß muss umgehend klar und transparent darlegen, welche Pläne sie hat und bis wann diese umgesetzt werden, damit sich die Situation in den Spitälern stabilisiert.“

Der steirische NEOS-Sprecher Niko Swatek fordert wiederum ein Sofortmaßnahmen-Paket, um die Steiermark als Standort für Gesundheitsberufe zu attraktiveren – „dazu zählen etwa erweiterte Kinderbetreuung in der KAGes, Unterstützung für Pendler, Vollzeitbonus oder auch vereinfachte Arbeitsbedingungen und aktives Anwerben für Gesundheitspersonal aus dem Ausland“.