Chronik

350 Auslandsösterreicher treffen sich in Graz

Wer in Österreich geboren ist, soll immer Österreicher bleiben können, auch wenn er auswandert – das fordert der Auslandsösterreicher-Weltbund (AÖWB), der ehrenamtlich Interessen von Österreichern im Ausland vertritt und noch bis Sonntag in Graz sein jährliches Treffen abhält.

Rund 580.000 Österreicherinnen und Österreicher leben im Ausland, die meisten in Deutschland, der Schweiz und den USA. Wie eine Umfrage unter Auslandsösterreichern ergab, würde sich ein Großteil von ihnen eine Doppelstaatsbürgerschaft wünschen.

Doch das sei nicht möglich, kritisiert Werner Götz, Präsident des Auslandsösterreicher-Weltbundes: „Wir, die im Ausland leben, möchten oftmals mit Österreich verbunden bleiben. Wir gehen ins Ausland, sind beruflich erfolgreich und werden gefragt, ob wir die Staatsbürgerschaft annehmen, um uns beruflich weiterentwickeln zu können – ob das Kanada, Australien, USA oder andere Länder sind. Und dann stehen wir vor der Entscheidung, die österreichische Staatsbürgerschaft zu verlieren.“

Doppelstaatsbürgerschaften gefordert

Denn wer freiwillig eine fremde Staatsbürgerschaft erwerbe, werde sozusagen ausgebürgert. Die Möglichkeit zur Doppelstaatsbürgerschaft ist daher eine zentrale Forderung des Weltbundes, die auch von der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ) unterstützt wird. Sie möchte gemeinsam mit den Grazer Koalitionspartnern eine Petition an die Bundesregierung richten: „Das ist eigentlich so selbstverständlich, dass man sich wundert, dass Österreich neben Malta und den Niederlanden das einzige europäische Land ist, wo das nicht möglich ist. Ich muss ja die Türe für alle offen halten, die aus beruflichen oder familiären Gründen ins Ausland gezogen sind, und ich muss ja froh sein, wenn der- oder diejenige wieder zurückkommt.“

Auslandsösterreicher Weltbund
Auslandsösterreicher Weltbund
Der Weltbund wurde 1952 gegründet, um weltweit bestehende Österreicher-Vereine und im Ausland lebende Österreicher zu unterstützen

Werner Götz betont, dass Auslandsösterreicher ein wichtiges Kapital seien, da sie oft nach ihrem Berufsleben zurückkehren würden: „Wir haben heute eine Situation, in der jeder Landsmann – egal ob im Inland oder Ausland – gleichwertig ist. Im Gegenteil, Menschen, die im Ausland leben, kommen mit mehr Wissen zurück, aber nur dann, wenn sie Österreicherin oder Österreicher bleiben dürfen und nicht ausgebürgert werden!“

Landtagswahlstimmen nicht überall erhört

Der Auslandsösterreicher-Weltbund war es auch, der 1989 per Gerichtsurteil erwirkt hat, dass Auslandsösterreicher an Bundeswahlen teilnehmen dürfen. Nun fordert der Weltbund auch die Möglichkeit, an Landtagswahlen teilzunehmen – das sei aktuell nur in Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Niederösterreich möglich.

Steirer ist Auslandsösterreicher des Jahres

Wie jedes Jahr zeichnet der Vorstand des AÖWB aber auch an diesem Wochenende einen Auslandsösterreicher wegen hervorragender Leistungen aus: Dieses Jahr fiel die Wahl auf den aus dem obersteirischen Seckau stammenden Meinrad Spenger. Der 48-Jährige gründete 2006 das spanische Telekomunternehmen Másmóvil – mittlerweile erwirtschaftet es einen Umsatz von drei Milliarden Euro.

Als er 2006 nach Madrid ging, sah die Zukunft nicht so vielversprechend aus: Die Wirtschaftslage zwischen 2006 und 2008 sei schwierig gewesen – richtig bergauf ging es erst ab 2014. In dieser Zeit habe seine Mutter ihn ständig gefragt: „Wann kummst’n ham?“, erinnerte sich Spenger. Aber er glaubte weiterhin an sein Start-up, schließlich war Spanien damals im Bereich der Telekomanbieter das teuerste Land mit den unzufriedensten Kunden. Seine Idee war eigentlich die Idee eines Freundes: Dieser habe den Mobilfunkanbieter „Yesss“ in Österreich gegründet, und da habe er sich gedacht: „Wenn das in Österreich funktioniert, muss es das auch in Spanien.“

Heute zählt sein Unternehmen Másmóvil rund 15 Millionen Kundinnen und Kunden und rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Spenger und seine Firma wurden mehrfach ausgezeichnet: Unter anderem wurde er vom Forbes Magazin zu den Top 50 CEO in Spanien ernannt und erhielt vom spanischen Wirtschaftsministerium den Preis für Energieeffizienz und Innovationsmanagement.