Verkehr

Semmering: Letzter Durchschlag auf steirischer Seite

Es ist ein Meilenstein in der Geschichte des Semmering-Basistunnels: Nach bisher elf Jahren Bauzeit fand am Freitag der letzte Durchschlag auf steirischer Seite statt – ganz genau von Grautschenhof West bis zum Tunnelportal Mürzzuschlag.

Mit dem Durchbruch sind alle Tunnelkilometer in der Steiermark gegraben; in Niederösterreich fehlt noch rund 750 Meter für die insgesamt rund 27 Kilometer lange Tunnelstrecke.

Abgeschlossen sollen die Vortriebsarbeiten in rund eineinhalb Jahren, also im ersten Halbjahr 2025 werden, so die ÖBB; bis 2030 soll der Tunnel in Betrieb gehen – dann soll die Bahnfahrt von Graz nach Wien weniger als zwei Stunden betragen.

Semmeringbasistunnel Semmeringbahntunnel
ÖBB
Ab 2030 verbindet der Semmering-Basistunnel das niederösterreichische Gloggnitz mit dem steirischen Mürzzuschlag.

Erste Planung in den 1990er-Jahren

Dem ging eine jahrzehntelange Planungs- und Baugeschichte voraus. Schon in den 1990er-Jahren begannen erste Planungsarbeiten für einen Semmering-Basistunnel, der nach damaligen Plänen 2011 fertig sein hätte sollen. Trotz intensiver Bemühungen der damaligen steirischen Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (ÖVP) scheiterte das Projekt am negativen Naturschutzbescheid des Landes Niederösterreich.

2005 wurde das Projekt zurückgezogen, im Jahr darauf präsentierten die ÖBB ein neues Konzept mit leicht geändertem Streckenverlauf. 2012 begannen die Bauarbeiten, in den Folgejahren wurde der Baubescheid mehrmals vorübergehend vom Verwaltungsgericht aufgehoben – etwa wegen Naturschutzbedenken oder anderer Einwände von Tunnelgegnern. Ab 2019 verzögerten dann Erd- und Wassereinbrüche den Tunnelbau – die ÖBB erklärten das mit dem extrem komplizierten Gebirgsaufbau.

Massiv gesteigerte Kosten

Durch den massiven Gegenwind am Weg zur Fertigstellung haben sich auch die Kosten massiv gesteigert – von ursprünglich 3,1 auf 4,2 Milliarden Euro.

Auch am Innenausbau wird bereits gearbeitet

Die letzten rund 750 Meter werden nun von Gloggnitz in Richtung Steiermark gegraben und treffen dann auf den schon gegrabenen Teil im Abschnitt Göstritz. Parallel dazu wird bereits die Beton-Innenschale des Tunnels errichtet, von einer Gesamtlänge von rund 55 Kilometern in beiden Röhren sind bereits etwa 25 Kilometer errichtet.

Semmering Basistunnel Verlauf
ORF/Tobias Mayr

Diese Beton-Innenschale ist die Basis für die technische Tunnelausrüstung. Bis 2030 werden laut ÖBB dann noch Signal-, Funk-, Beleuchtungs- und Telekommunikationsanlagen angebracht, dazu kommen die Errichtung von Technikräumen und die Verlegung von Kabeln im gesamten Tunnel. Außerdem werden innovative Stromschienen anstatt von herkömmlichen Oberleitungen verlegt und Stahlbetonfertigteilplatten sowie ein sogenanntes Masse-Feder-System, um die Ausbreitung von Schwingungen zu verringern – errichtet.

Fertigstellung 2030 geplant

2030 sollen die ersten Züge mit 230 km/h durch den Tunnel fahren und Passagiere in nur zwölf Minuten von Mürzzuschlag nach Gloggnitz bringen werden. Insgesamt soll die Fahrzeit von Graz nach Wien dann weniger als zwei Stunden betragen, jene von Wien nach Klagenfurt – durch den Koralmtunnel – zwei Stunden und 40 Minuten.