Heiße Maroni
Pixabay
Pixabay
Landwirtschaft

„Heiße Maroni“ lassen heuer auf sich warten

Wenn die Tage kürzer, es auch kälter wird, dann kommt der Herbst und damit auch wieder die Kastanienzeit. Doch heuer müssen sich Liebhaber der kleinen, braunen Köstlichkeit gedulden: Die Maroniernte verzögert sich.

Sie ist nicht nur schmackhaft, sondern enthält auch zahlreiche Nährstoffe und gilt deshalb als wertvoller Gesundheitstipp: die Maroni. Der viele Regen in den vergangenen Monaten macht den Maronibauern heuer in der Steiermark aber einen Strich durch die Rechnung.

Später Ernte, aber dafür eine Rekordmenge?

Gut zwei Wochen später als normal wird geerntet. Allerdings könnte es von der Menge her ein rekordverdächtiges Jahr werden, bestätigte Maronibauer Michael Thünauer aus St. Johann im Saggautal im Bezirk Leibnitz. „Die Igel sind teilweise schon so schwer, dass die Äste zum Teil sogar abbrechen, wenn der Wind geht – das ist zwar kontraproduktiv, aber leider passiert das“, erzählte der Maronibauer.

Auf der Plantage des Südsteirers stehen auf rund zwei Hektar Fläche mehr als 400 Bäume, viele davon seien schon 40 Jahre alt, erzählte der Maronibauer. Thünauer versteht sein Handwerk – ob die Maroni angesichts der erwarteten Rekorderntemengen auch besser schmecken, kann aber auch er noch nicht sagen: „Das werden wir erst bei der ersten Kostprobe sehen“, so der Südsteirer.

Graufäule als „optisches Problem“

Thünauer befürchtet allerdings, dass es bei den Kastanien heuer wieder ein Problem mit der Graufäule geben könnte: „Das sieht man dann aber erst bei der Ernte. Dann ist die Kastanie im Inneren ein bisschen braun, das ist dann aber eher ein optischer Fehler“, erklärte er.

Die perfekte Kastanie sollte nicht zu trocken sein: „Da sieht man dann auch schon die Einrisse, und gerade oben, wo der Keim ist, in diesem Bereich sollte die Kastanie nicht ausgetrocknet sein, das ist dann auch ein Hinweis dafür, dass die Kastanien schon älter sind.“

Anschneiden oder nicht?

Beim Maronibraten selbst scheiden sich die Geister – es gebe viele Techniken, so Thünauer: „Wir braten die Kastanien, ohne sie anzuschneiden, andere sagen wieder: ‚Ja nicht ohne anschneiden.‘ Wir haben ein altes Fass, mit einer Bratpfanne. Wichtig ist für uns: Wir verwenden zum Kastanienbraten nur Kastanienholz, das ist eine alte Theorie. Am Anfang ist es wichtig, viel Flamme zu bekommen, dann werden die Schalen richtig durchgebraten. Sobald die Schalen locker werden, sollte man schauen, dass die Flamme zurückgeht, und mit dem Kastanienholz funktioniert das auch sehr gut. Danach sollte man sie auf der Glut noch weiter rösten, damit sie schön durch werden“, verriet der Maronibauer.

Anbaufläche nimmt zu

Die Anbaufläche für Kastanien beträgt in der Steiermark laut Landwirtschaftskammer rund 131 Hektar, vor sechs Jahren waren es 49, 2020 bereits 112 Hektar. Die Nachfrage nach dem Kastanienanbau steige, bestätigte Obstbaufachberater Karl Waltl: „Wir haben immer häufiger Beratungen, wo sich Bauern hinsichtlich Kastanienanbau informieren.“ Die klassischen weiß-grünen Kastanienanbaugebiete sind die West- und Südsteiermark, aber auch in der Obersteiermark kommt es vermehrt zu Kultivierungen.