Klimaproteste in Graz
APA/KATHARINA DOLESCH
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Klima

Klimastreik: Rund 800 Demonstranten in Graz

Am Freitag ist wieder ein globaler Klimastreik angestanden – in Graz etwa beteiligten sich rund 800 Demonstranten. Die Aktivisten werden von zahlreichen Wissenschaftlern unterstützt, etwa auch von dem Grazer Klimaökonomen Karl Steininger, der die Bundesregierung zu raschem Handeln auffordert.

In bunten und lauten Demonstrationszügen sind am Freitagnachmittag vor allem jugendliche Protestierende beim 14. globalen Klimastreik durch mehrere Hauptstädte Österreichs gezogen. Bei der größten Demo in Wien waren mehrere tausend Personen unterwegs. Als Hauptanliegen forderten sie einen „nationalen Klimakatastrophengipfel“. Auch Vertreterinnen und Vertreter der „Scientists for Future“ übten Kritik an unzureichenden Maßnahmen der Politik – mehr dazu in Klimastreik nimmt Politik in die Pflicht (news.ORF.at).

Rund 800 Demonstranten in Graz

Beim Klima-Streik in Graz beteiligten sich laut Polizei rund 800 Demonstrantinnen und Demonstranten. Sie forderten mit Protestsprüchen die Politik zum Handeln auf: „Klimakrise = Sozialkrise“, „Graz ist reif für die Wende“ oder „Kein Kernöl auf einem kaputten Planeten“ war unter anderem auf den Transparenten zu lesen. Der Protestzug verlief ohne Zwischenfälle.

Klimaproteste in Graz
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Erstmals dabei war auch der soziale Dienstleister LebensGroß, der mehr Beteiligung für Menschen mit Behinderung forderte. Diese würden unter der Klimakrise noch mehr leiden als andere, obwohl sie durchschnittlich einen geringeren CO2-Fußabdruck verursachen – diese Klimaungerechtigkeit gehöre beseitigt. Auch Volksschulklassen und „Teachers For Future“ waren anwesend und riefen: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut!“ Ebenso erschienen ältere Teilnehmende wie die Bürgerinitiative „Omas gegen Rechts“ mit einem Transparent „Klima in Gefahr – Demokratie in Gefahr“.

Noch nie dagewesener Sommer der Naturkatastrophen

Rückenwind bekommen die Aktivistinnen und Aktivisten auch vom Klimaökonomen Karl Steininger: Alle Forderungen der „Fridays for Future“-Bewegung in Österreich basieren demnach auf wissenschaftlichen Daten.

Steininger – er leitet das Wegener Center der Universität Graz – sagt, dass ein noch nie dagewesener Sommer der Naturkatastrophen hinter uns liege: „Insgesamt erwarten wir in Österreich einen deutlichen Anstieg an Schäden von jährlich zwei Milliarden Euro, die wir derzeit schon haben, auf drei bis sieben Milliarden in sieben Jahren. Zur Mitte des Jahrhunderts werden es dann zumindest sieben bis 14 Milliarden Euro sein. Und das zeigt uns, es gilt dringendst zu handeln.“

Reduktion des CO2-Ausstoß „geht viel zu langsam“

Jeder investierte Euro in den Klimaschutz verringert die Schäden um 10 bis 20 Euro, sagt Steininger. Oberstes Ziel muss die Reduktion des CO2-Ausstoßes sein, und das gehe viel zu langsam: „Wir hatten zwar jetzt ein Jahr mit sechs Prozent weniger Emissionen, durch die hohen Energiepreise, Energiekrise und Ukrainekrieg. Heuer gehen wir davon aus, dass wir auf diesem Niveau stagnieren werden und sie nicht weiter reduzieren werden. Insofern ja, wir brauchen deutlich mehr Maßnahmen, um wirklich jedes Jahr mit den Emissionen, konstant, österreichweit um etwa vier Millionen Tonnen herunter zu kommen“, so der Klimaökonom.

Politik gefordert

Der Beschluss eines wirkungsvollen Klimaschutzgesetzes und das sogenannte „Erneuerbare Wärme-Gesetz“, das die Errichtung von Öl- und Gas-Heizungen verbieten und die Förderung von Alternativen fördern soll, sind weiter ausständig, kritisiert Steininger: „Aber es ist natürlich auch darüber hinaus wichtig, dass in den bestehenden Rahmen die Maßnahmen weiter strikter gesetzt werden. Also bei der CO2-Bespreisung, die ja ohnehin durch den Klimabonus sehr gut abgefedert ist, sozial – hier wirklich auch höhere Preise zu setzen. Oder dass wir in der Digitalisierung voran schreiten – vieles in der Digitalisierung können wir nutzen im Klimaschutz. Hier dürfen wir in Österreich nicht abgehängt haben.“

Beim Klimastreik gehe es es darum, den Menschen verständlich zu machen, dass es noch schlimmer ist, nichts zu tun, als sich auf die vielen Änderungen im Sinne des Klimaschutzes einzulassen, so der Wissenschaftler Karl Steininger.