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Wirtschaft

Pharmakonzerne erweitern steirische Standorte

Der Pharmakonzern Fresenius Kabi baut seinen Standort in Graz mit einer Investitionssumme von rund 28 Millionen Euro aus. In Lannach wiederum schloss GL Pharma den Ausbau seines Standortes am Freitag ab und fährt die neue Anlage nun in den kommenden Monaten hoch.

Das steirische Unternehmen GL Pharma der Familie Bartenstein produziert mehr als 100 verschiedene Medikamente – von Schmerzmittel bis zu diverse Medikamente gegen Herz-Kreislauf-Beschwerden. In die neue Produktionsanlage in Lannach wurden 65 Mio. Euro investiert und wird in den kommenden Monaten hochgefahren.

Mit dem Ausbau möchte man die Produktion ausweiten und die Stückzahl an produzierten Medikamenten verdoppeln, so GL Pharma-Geschäftsführer Martin Bartenstein: „Wir steigern die Produktion von knapp fünf auf dann zehn Milliarden sogenannter Einzeldosen – das sind Filmtabletten und ähnliches. GL Pharma ist in den letzten Jahren aus den Nähten geplatzt. Wir fahren im Regelfall von Montag bis Samstag dreischichtig – aus diesem Titel heraus entstand dieser Investitionsbedarf. Es ist die mit Abstand größte Investition in der Firmengeschichte. Es werden rund 100 zusätzliche Arbeitsplätze am Standort Lannach entstehen.“

Kritik an der Bundesregierung

Die Medikamentenproduktion ist vor allem seit der CoV-Pandemie und den immer wieder auftretenden Medikamentenengpässen in Diskussion. Immer wieder werden Rufe laut, dass man sich von internationalen Produzenten in China oder Indien unabhängig machen sollte, doch die Politik würde hier nicht genug tun, so Bartenstein, der von 2000 bis 2008 das Amt des Wirtschaftsministers von Österreich innehatte: „Offen gesagt, über Sonntagsreden sind diese Bekenntnisse zur Rückholung der Pharma-Produktion nach Europa bisher nicht hinausgekommen. Die Preispolitik der Krankenkassen geht bis jetzt ins Gegenteil.“

Änderung der Preispolitik der Krankenkassen gefordert

Immerhin hätten die Preise, die die Krankenkassen für Medikamente erstatten, Einfluss auf die Produktion, so Bartenstein: „Wenn, so wie es in Österreich zurzeit aussieht, in absehbarer Zeit nur mehr das jeweils billigste Präparat von den Krankenkassen erstattet werden soll, dann darf man sich nicht wundern, wenn dieses Arzneimittel nicht mehr aus Österreich, nicht mehr aus Europa kommt, sondern dann zwangsläufig aus Indien oder China – mit allen damit verbundenen Unwägbarkeiten hinsichtlich der Liefersicherheit.“

Auch Fresenius Kabi baut steirischen Standort aus

Schon in den vergangenen drei Jahren investierte der deutsche Konzern Fresenius Kabi in Österreich mehr als 60 Mio. Euro – bis 2026 soll nun auch der Standort für Biosimilars in Graz mit einer Summe von rund 28 Millionen Euro gezielt erweitert werden. Mit Produkten, die dort produziert werden, soll Menschen mit Autoimmunerkrankungen geholfen werden.

Geschäftsführer sieht mehrere Vorteile

Fresenius Kabi Austria-Geschäftsführer Michael Mayr sieht in der Erweiterung in Graz gleich mehrere Vorteile: „Mit unserer Investition in Biosimilars in Graz stärken wir nicht nur den Wirtschaftsstandort, sondern leisten in Zeiten angespannter globaler Lieferketten einen wichtigen Beitrag zur Versorgung unserer Patientinnen und Patienten mit hochkomplexen biologischen Arzneimitteln.“

Wirtschaftsminister über Investitionen erfreut

„Der Life Science-Sektor zählt zu den Schlüsselbereichen unserer Wirtschaft und zeichnet sich durch umfangreiche Forschungs- und Entwicklungstätigkeit aus. Ich freue mich, dass sich Fresenius Kabi mit ihrer Investition für den Standort Österreich entschieden hat“, so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP).

Fresenius Kabi gehört dem deutschen Fresenius-Konzern an, der Mehrheitseigentümer des österreichischen Gesundheitsdienstleisters Vamed ist. Fresenius Kabi produziert Arzneistoffe, die aus komplexen Molekülen bestehen und aus lebenden Zellen gewonnen werden; Mit den Biosimilars liefert das Unternehmen Nachfolgeprodukte von biologisch hergestellten Arzneistoffen.