Ziel der Verhandler ist es, den Täter zur Aufgabe zu
überreden
BMI/Gerd Pachauer
BMI/Gerd Pachauer
CHRONIK

Laut Polizeispezialeinheit mehr Gewalt und Suizide

Die „Verhandlungsgruppe Süd“, eine Spezialeinheit der Polizei, tritt seit 30 Jahren bei Fällen schwerer Gewaltkriminalität anlassbezogen zusammen. Deren Leiter, Herbert Fuik, sagte im Interview mit dem ORF Steiermark, die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt und Suizide nehme zu.

1993 wurde im Auftrag des Innenministeriums die „Verhandlungsgruppe Süd“ für Steiermark, Kärnten und das südliche Burgenland mit Sitz in Graz installiert.

Bisher mehr als 550 Einsätze

Der erfahrene Polizist und ehemalige Cobra-Offizier Herbert Fuik leitet seit 20 Jahren die Einheit der 29 speziell ausgebildeten Beamtinnen und Beamten. In den vergangenen 30 Jahren mussten die ansonsten im normalen Polizeidienst stehenden Kräfte mehr als 550 Mal eingreifen: „Wir werden aktiv bei Entführungen, Geisellagen, Erpressungen, Verbarrikadierungen, Suizidandrohungen und derartigen Fällen“, so Fuik.

Pandemie als Grund für Anstieg

Spektakuläre Einsätze wie die Geiselnahme in der Karlau oder eine stundenlange Geiselnahme in Schladming vor mehr als 20 Jahren seien eher die Ausnahme, so Fuik; vor allem bei Suizidgefahr und häuslicher Gewalt stellt er aber eine eklatante Zunahme fest: „Die Zahlen sind jetzt im Steigen begriffen. Wir haben im vergangenen Jahr 40 Anforderungen dieser Art gehabt; das war relativ viel. Heuer sind wir bei rund 25 Einsätzen bis dato.“

Wieso es diese starke Zunahme gibt, versucht Herbert Fuik so zu erklären: „Ich beobachte speziell diese Suizidfälle sehr genau. In den Jahren der Pandemie ist schon eine Zunahme zu verzeichnen.“

Auf Vorzeichen achten und das Gespräch suchen

Fuik mahnt aus seiner langjährigen Erfahrung, auf gewisse Vorzeichen im Umfeld einer gefährdeten Person zu achten: „Wenn man merkt, die Person verändert sich äußerlich oder zieht sich zurück, hat nicht mehr so viel Kontakt wie früher. Vielleicht spricht sie ab und zu darüber, dass das Leben keinen Sinn hat oder Ähnliches. Das sind so Alarmsignale, wo man schon ein bisschen hellhörig werden sollte.“

Das wichtigste Mittel zur Deeskalation einer Lage sei das Gespräch – das könne mehrere Stunden dauern, und man versuche dabei, rasch eine persönliche Ebene mit dem Gegenüber zu finden, so Fuik.