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Gesundheit

Rotes Kreuz leidet zunehmend unter LKH-Krise

Die Personal- und Strukturkrise am LKH Hochsteiermark macht mittlerweile auch dem Roten Kreuz schwer zu schaffen: Immer öfter müsse man mit Patientinnen und Patienten weite Strecken fahren, um freie Kapazitäten in Spitälern zu finden, so die Kritik.

Die Belastung steige, die Motivation sinke, kritisiert man beim Roten Kreuz – die durchgängige Gesundheitsversorgung durch großteils ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern könne bald nicht mehr aufrechterhalten werden. Grund für die Probleme beim Roten Kreuz ist auch der Personalmangel in den Spitälern – mehr dazu in Personalmangel in Spitälern: Land bleibt zuversichtlich (7.9.2023).

„Fälle“, die durchs Land geführt werden, nehmen zu

Für einen 70-jährigen Mürztaler mit schweren Beinverletzungen etwa fand man fast zwei Stunden lang kein Krankenhaus mit entsprechender Kapazität und musste ihn schließlich nach Graz transportieren – Fälle wie dieser seien im Zuständigkeitsbereich des LKH Hochsteiermark mittlerweile an der Tagesordnung, sagt Siegfried Schrittwieser, Bezirksstellenleiter des Roten Kreuzes für Bruck-Mürzzuschlag: „Wir als Rotes Kreuz kommen, nehmen die Leute auf und bringen sie oft weder in Bruck noch in Leoben oder Kalwang unter und müssen sie nach Graz führen. Die Folge ist, dass wir ein Auto mit großem medizinischen Wert und freiwilligen oder hauptamtlichen Mitarbeitern durchs ganze Land führen und oft zwei, drei Stunden unterwegs sind.“

Rotes Kreuz in der Krise

Der Personalmangel am LKH Hochsteiermark, mit den Standorten Bruck, Leoben und Mürzzuschlag, bringt auch das dortige Rote Kreuz in eine prekäre Situation.

Belastungen für Ehrenamtliche sind groß

Neben den Unannehmlichkeiten für Patientinnen und Patienten sorge das auch für massive Mehrbelastungen bei den meist freiwilligen Rotkreuz-Mitarbeitern, sagt Helmut Mayer, Ortsstellenleiter in Bruck an der Mur: „Für die Mitarbeiter ist es primär ein Problem am Wochenende und in der Nacht, wenn wir versuchen, die Posten ehrenamtlich zu besetzen und die Mitarbeiter quasi die ganze Nacht durchfahren – weil die Strecken dann natürlich wesentlich länger sind, weil sich alles verzögert, weil es länger dauert. Und wenn derjenige am nächsten Tag arbeiten gehen muss, dann kann das eine sehr belastende Situation sein.“

Viele Ehrenamtliche denken übers Aufhören nach

Viele würden deshalb bereits über das Aufhören nachdenken. Eine Nachbesetzung mit hauptamtlichen Rotkreuzleuten sei aber aus finanziellen Gründen nicht möglich. Derzeit könne man die Löcher gerade noch stopfen – doch nicht mehr lange.

Man brauche dringend Maßnahmen, um die Personalkrise vor allem in den Bereichen Chirurgie und Anästhesie zu entschärfen, sonst werde die Versorgung kollabieren. Schrittwieser fordert deshalb, „dass sofort die Verantwortlichen dafür sorgen, dass die Gesundheitsversorgung, wie sie bisher war, wiederhergestellt wird“.

Doch das dürfte schwierig werden, schwelt doch im Hintergrund der Abgänge von rund einem Dutzend Chirurginnen und Chirurgen und bis zu 20 Anästhesistinnen und Anästhesisten aus dem LKH Bruck ein massiver Führungsstreit, der bis dato nicht gelöst werden konnte.