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ORF/Georg Hummer
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Chronik

„Stille Stunde“: Einkaufen ohne Lärm in Graz

Einkaufen ohne Lärm, Musik und lauten Durchsagen: Das kann man seit Juni in einem Grazer Supermarkt in der Theodor-Körner-Straße. Mit der sogenannten „Stillen Stunde“ soll Menschen mit Autismus ein angenehmes Einkaufen ermöglicht werden.

Der Alltag kann für Menschen mit Autismus oftmals schwierig und überfordernd sein – die einfachsten Dinge würden zu großen Herausforderungen, erklärt Bernadette Schinnerl, Therapeutische Leiterin des Autismuszentrums in Graz: „Menschen mit einer Autismusspektrumsstörung haben eine ganz besondere Wahrnehmung: Oft fehlt ihnen diese Filterfunktion im Gehirn, wodurch sie Umgebungsgeräusche, Lichter, Reize gleichbedeutend wahrnehmen. Wir können rausfiltern, was für uns gerade nicht wichtig ist, Menschen mit Autismus oft nicht – dadurch sind sie oft von Reizen überflutet.“

Hinweis

Jeden Tag zwischen 14.00 und 15.00 Uhr verwandelt sich der Billa in der Theodor-Körner-Straße in eine ruhige Einkaufsadresse.

Licht aus, Kassen leise

Zu genau dieser Reizüberflutung kommt es auch beim Einkaufen: Musik, laute Durchsagen und eine hektische Stimmung führen oftmals zu Überforderungen. Um Autisten den Alltag und das Einkaufen zu erleichtern, gibt es in Graz seit Juni die sogenannte „Stille Stunde“.

Jeden Tag zwischen 14.00 und 15.00 Uhr verwandelt sich der Billa in der Theodor-Körner-Straße in eine ruhige Einkaufsadresse vor allem für Menschen mit Autismus, so die Vertriebsmanagerin der REWE-Gruppe für Graz, Gerta Maier: „In dieser Zeit versuchen wir, in der Filiale alles ruhig zu stellen: Wir drehen das Licht ab, es ist eine gedämmte Atmosphäre, wir versuchen, die Kassen leise zu stellen.“

Projekt läuft in Wien, Graz und Klagenfurt

Denn Menschen mit Autismus schränkten sich aufgrund ihrer Erkrankung teilweise selbst im Alltag ein, so Schinnerl: „Sie vermeiden das Einkaufen, weil es von der Interaktion schon schwierig ist, dazu kommt diese Reizüberflutung, die überfordernd ist, dadurch bleiben sie lieber zu Hause. Und das wollen wir verhindern – sodass sie gut unter Menschen gehen und ihr Leben selbst meistern können.“

Aktuell gibt es das Pilotprojekt der „Stillen Stunde“ in Wien, Graz und Klagenfurt; es ist geplant, die Aktion auf weitere Bundeshauptstädte auszurollen, bevor über eine generelle Einführung nachgedacht werden kann.