Gespräch in der Schuldnerberatung Burgenland
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Soziales

Schulden: Immer mehr suchen Hilfe

Durch die Teuerung bemerkt man bei der Schuldenberatung in der Steiermark deutlich mehr Anträge. Neben den nach wie vor hohen Lebenshaltungskosten seien auch höhere Kreditraten sowie Käufe im Internet nicht selten Auslöser für das Stolpern in die Schuldenfalle, heißt es.

Rund 2.000 Erstberatungen führe man bei der Schuldenberatung in der Steiermark jedes Jahr durch – heuer seien es aber deutlich mehr. Und auch immer mehr Jugendliche würden – etwa durch Onlineshopping – in die Schuldenfalle geraten.

Deutliche Steigerung im Vergleich zu Vorjahr

Geschäftsführerin Regina Geiger sagt: „Der Anstieg liegt in der Steiermark bei rund zehn Prozent. Es ist immer so, dass Zahlen für das 22er-Jahr monatlich verglichen werden mit den Monaten des heurigen Jahres. Und da gibt es über die Monate hinweg diese Steigerung von zehn Prozent zu sehen – also bei 2.000 Neuanträgen sind das 200 Personen.“

Immer mehr Frauen wenden sich an Schuldenberatung

Bis jetzt seien wesentlich mehr Männer als Frauen mit der Schuldenberatung in Kontakt getreten – im Verhältnis von 60 zu 40 Prozent. Doch diese Quote beginnt sich laut Regina Geiger zu verschieben: „Wir haben jetzt im Halbjahresbericht gesehen, dass sich diese Quote auf 44 Prozent gesteigert hat. Also wir haben um vier Prozent mehr Frauen jetzt in der Erstberatung als noch im Vorjahr.“

Als Gründe nennt Geiger die Auswirkungen der Teuerung, höhere Wohnungskosten, aber auch Alltagskosten, die gestiegen sind, sowie Kredite und Kreditzinsen. „Diese Summe macht es aus, dass am Ende des Monats das Geld nicht mehr reicht.“

Internet als Schuldenfalle vor allem für Jugendliche

Viele Menschen würden auch bei Käufen im Internet den Überblick verlieren, heißt es. Bestelle jetzt – zahle später: Dieses Bezahl-Modell komme vor allem bei Jugendlichen immer mehr in Mode. „Die Onlineeinkäufe und das rasche ‚irgendwas kaufen‘ tragen natürlich enorm dazu bei. Man darf jetzt auch nicht davon ausgehen, dass durch die Schuldenberatung diese wirklich starken strukturellen Probleme zu lösen sind, aber mit den Einzelpersonen versuchen wir, Lösungen aus der Schuldenfalle heraus zu finden und auch präventiv, dass gar keine Schulden entstehen.“

Die Bezahlplattform Klarna sei ein weiteres Problem für Jugendliche: Dieses Unternehmen ist bei mittlerweile 450.000 Händlern zwischengeschaltet und finanziert den Einkauf 30 Tage lang vor – oder man zahlt überhaupt in Raten zurück. „Es ist natürlich so, dass man leicht den Überblick verliert, und da tappen viele Jugendliche in die Schuldenfalle“, sagt Geiger.

Jugendkonto genau unter die Lupe nehmen

Die Schuldenberatung appelliert an die Eltern, auch das Jugendkonto bei Banken genauer unter die Lupe zu nehmen, um Limits festzulegen: „Jugendliche haben Jugendkonten, und damit auch eine Debitkarte und können daher auch leicht online shoppen.“ Bei einer Überschuldung könnten jedoch auch die Erziehungsberechtigten zur Kasse gebeten werden.

Sollten die Lebenshaltungskosten so hoch bleiben wie derzeit, schließt Geiger einen weiteren Anstieg an Schuldnerinnen und Schuldnern in der Steiermark in den nächsten Monaten nicht aus. Die Schuldenberatung ist ein Angebot vom Land Steiermark und sie ist umgezogen in die Neutorgasse. Alle Beratungen sind kostenlos.