Person im Rollstuhl
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Chronik

Rollstuhl nach Diagnosefehler: Schmerzensgeld

Marija aus Weiz leidet an Lupus, einer Krankheit, bei der das eigene Immunsystem den Körper angreift. Dass sie nun im Rollstuhl sitzt, hätte vermieden werden können – nach einem jahrelangen Streit kam es nun zu einem Vergleich, der der jungen Frau zumindest finanzielle Hilfe zusichert.

Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch berichtete die junge Oststeirerin, wie es dazu kam, als sie Ende 2011 – als 17-Jährige – plötzlich Schmerzen im ganzen Körper, dazu Fieber bekam und rasant elf Kilo abnahm; eine falsche und nicht fachgerechte Behandlung führte schließlich zu einer Querschnittslähmung.

„Es ist sicher in den Befunden 2012 festgestanden, dass Lupus-Werte im Blut nachweisbar sind. Mit einer Cortison-Therapie wäre das eigentlich vermeidbar gewesen“, so Marija am Mittwoch. 2016 lernte sie die Grazer Patientenanwältin Karin Prutsch-Lang kennen – es sollte der Auftakt zu einem Jahre dauernden, zivilrechtlichen Streit mit der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes) werden.

„Schmerzen und Beschwerden nicht gewürdigt“

Vor eineinhalb Wochen gab es schließlich einen Vergleich: „Für mich war das der längste anhängige Akt als Arzt-Haftungsfall in meiner Kanzlei. Das Traurige in diesem Fall war, dass man ihre Schmerzen, ihre Beschwerden während der Erkrankung nicht gewürdigt und sie dann achteinhalb Jahre diesem Verfahren ausgesetzt hat“, so Prutsch-Lang.

Auf der Suche nach der richtigen Diagnose landete Marija sogar in der Psychiatrie – vermutet wurde Bulimie –, auch die Unterstellung, dass Marija möglicherweise Opfer von häuslicher Gewalt war, gab es – nur die richtige Diagnose sei nicht dabei gewesen, so die Patientenanwältin: „Hätte man die Diagnose gestellt, hätte man ihr eine Medikation verabreicht, würde sie heute nicht im Rollstuhl sitzen.“

Podcast soll aufklären und Mut machen

Weil Marijas Geschichte derart komplex und kein Einzelfall ist, wurde aus dem mittlerweile zu Ende gegangenen Rechtsstreit auch ein 49-minütiger Podcast erstellt, um aufzuklären und anderen Mut zu machen: „Ich weiß, dass ich nicht die Einzige bin, ich weiß, dass es extrem vielen Menschen so geht, wo chronische Schmerzen auf die Psyche geschoben werden, und das muss man verändern.“

Finanziell ist Marija nun mit dem Vergleich abgesichert – Therapien, Pflege und Medikamente werden bezahlt –, ihre chronische Krankheit und die Folgen werden die Weizerin allerdings ihr ganzes Leben lang begleiten.