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Politik

Ladstätter: „Schmerzen der anderen sehen“

Was tun gegen Antisemitismus und Intoleranz abseits der möglichen Verschärfung von Gesetzen? Der Grazer Religionswissenschaftler Markus Ladstätter betont, es müsse gelingen, dass man nicht nur den eigenen, sondern auch den Schmerz der anderen wahrnehme.

Das Brand-Attentat am Jüdischen Friedhof in Wien und das Beschmieren der Außenmauer mit Hakenkreuzen sind nur Beispiele für eine Zunahme antisemitischer Vorfälle und generell eine Zunahme von Intoleranz in Österreich. Was dagegen tun? Neben der Diskussion um eine Verschärfung von Gesetzen gibt es auch die soziale Frage: Wie umgehen mit Hass, Intoleranz und Antisemitismus in unserer Gesellschaft?

„Muss doch eine friedliche Lösung finden“

Der Grazer Hochschulprofessor Markus Ladstätter hat in Jerusalem gelebt, ist Kenner des Nahen und Fernen Ostens und befasst sich mit Antisemitismus auf vielfältige Weise. Angesichts der Konflikte betont er im „Steiermark heute“-Samstagsgespräch mit Helmut Schöffmann: „Friedhofsschändungen mit Nazi-Parolen oder Demonstrationen wo Gewaltanschläge verherrlicht werden sind genauso ein No-Go wie Rufe zur Auslöschung des Staates Israel bei Demonstrationen. Das geht einfach nicht.“

Markus Ladstätter im Gespräch mit „Steiermark heute“-Redakteur Helmut Schöffmann

Auf der anderen Seite denke er, „dass Solidaritätsbekundungen mit Opfern oder auch die Überzeugung, dass man doch eine friedliche Lösung für einen gerechten Frieden und eine Koexistenz der Menschen finden muss, das ist wichtig und darf nicht unterbunden werden“. Eine große Schwierigkeit, die er bereits bei Jugendlichen wahrnehme, liege darin, „dass bei Schülerinnen und Schülern mit einem arabischen Migrationshintergrund diese Anti-Israel-Stimmung in ihrem Aufwachsen mitgeprägt worden ist: sei es von Familien, der Gesellschaft, Medien oder schulischen Systemen“.

Mehr Austausch und Empathie gefragt

Man müsse etwas tun – aber was? „Es ist wichtig, dass die Leute Facts und Input haben und auf der kognitiven Ebene Bescheid wissen. Eine zweite Ebene ist, dass man jungen Menschen heute auch bei uns die Begegnung mit den Abgründen dessen was Antijudaismus bei uns im letzten Jahrhundert angerichtet hat, nicht ersparen muss – konkret den Besuch an Gedenkstätten, Filme und Ähnliches.“

Es müsse gelingen, dass Beteiligte in der jetzigen Situation nicht nur den eigenen Schmerz sehen – sondern auch den Schmerz der anderen „wahrnehmen, ernst nehmen und ein Stück weit auch als Impuls ins Handeln hereinnehmen“.