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ORF.at/Christian Öser
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Politik

Fekete-Stadion Kapfenberg wird umbenannt

Durch eine Historikerkommission ist die Benennung des Stadions in Kapfenberg nach Altbürgermeister Franz Fekete untersucht worden. Es soll wegen der SS-Vergangenheit von Fekete mit 1. Jänner 2024 umbenannt werden.

Nach Graz und einigen anderen Städten Österreichs stellt sich nun auch das obersteirische Kapfenberg seiner nationalsozialistischen Vergangenheit: Durch eine Historikerkommission wurden neben der Benennung des Stadions auch die Straßennamen und Personen mit Ehrungen überprüft. Die Ergebnisse wurden am Montag bei einer Pressekonferenz präsentiert.

Klare Handlungsempfehlung

Neben Fekete stellte die Kommission für fünf weitere Personen eine aktive Mitgliedschaft in der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) fest und teilte sie den „Personen mit besonders intensivem Diskussions- bzw. Handlungsbedarf durch die Stadtgemeinde“ zu.

Anders als in Graz gab die Kommission eine klare Handlungsempfehlung – nämlich die Umbenennung – für die Stadt ab: „Die Kommission ist der Meinung, dass Personen, die der ersten Gruppe zugeteilt wurden, die Ehrung(en) aberkannt (zwei Personen) bzw. die Straßen umbenannt (drei Personen) werden sollen“, ist im 153-seitigen Schlussbericht zu lesen.

Antrag für Umbenennung im Gemeinderat

Für die Umbenennung des Stadions wird es am 14. Dezember im Gemeinderat einen Antrag geben. Bereits am 1. Jänner 2024 soll es umbenannt werden, sagte der Bürgermeister der Stadt Kapfenberg, Friedrich Kratzer (SPÖ), im Gespräch mit der APA. Die Ehrungen sollen dem 2009 verstorbenen Altbürgermeister Fekete posthum nicht aberkannt werden: „Solange die Republik Österreich das nicht tut, werden wir es auch nicht machen“. Auch dem ehemaligen Bergrat Josef Frehser soll der Ehrenring nicht aberkannt werden.

Das Historikerkommissionsmitglied Heimo Halbrainer sagte, dass er nachvollziehen könne, dass Kapfenberg bei den Aberkennungen nicht „vorpresche“. Fekete habe schließlich nicht nur von der Stadt, sondern auch vom Land Steiermark und der Republik Österreich Auszeichnungen für seine Aktivitäten erhalten, die ihm nicht aberkannt werden.

Aberkennung durch Gesetzesnovelle

Eine Gesetzesnovelle des Landes Steiermark soll eine Aberkennung des Ehrenzeichens und des Ehrenringes künftig ermöglichen. „Es ist ein wichtiger Schritt, klare Regeln zu schaffen, Ehrenzeichen des Landes nicht nur widerrufen, sondern auch posthum aberkennen zu können. Insbesondere, wenn es um nationalsozialistische Verbrechen geht. Wer sich schuldig gemacht hat, darf kein Ehrenzeichen des Landes tragen“, teilte der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) in einer Aussendung am Montag mit. In Anlehnung an die Neuregelungen des Ehrenzeichengesetzes durch den Bund soll somit Personen mit führender Rolle unter anderem in der NSDAP, der SS oder der SA die Ehrung aberkannt werden.

Vergangenheit von Fekete

Der von Jänner 1963 bis November 1987 amtierende Bürgermeister Fekete bewarb sich laut des Berichts der Kommission am 1. April 1938 mit 16 Jahren um die Aufnahme in die SS. Kurz darauf ging er nach Deutschland und wurde nach kurzer Ausbildung in die Totenkopf-Standarte 3 „Thüringen“ aufgenommen, die unter anderem beim Konzentrationslager Buchenwald zur Bewachung stationiert war. Trotz seiner Vergangenheit erhielt das Stadion Kapfenberg ihm zu Ehren 2001 seinen Namen.

Andere Fälle: Bevölkerung soll befragt werden

Bei den restlichen fünf aktiven NSDAP-Mitgliedern, darunter Ottokar Kernstock und Hans Kloepfer, entschied sich die Stadt nach den Empfehlungen der Historiker dafür, die lokale Bevölkerung zu befragen. Dem Bürgermeister war es besonders wichtig, diese einzubinden und sie „aussuchen“ zu lassen, ob sie eine Umbenennung wollen – die Bewohner entschieden sich in einer Abstimmung bei beiden Straßen gegen die Umbenennung. Halbrainer glaube nicht, dass das an „Kernstock-Fans“ liege, sondern sich eher damit begründen lasse, dass das „immer schon so war“. Einzige Umbenennung, die fix erfolgen soll, ist der Karl-Heinrich-Waggerl-Weg, wo sich nur eine Schule und ein Kindergarten befinden.

Weiteren neun Personen, nach denen Straßen benannt beziehungsweise die geehrt wurden, wies die Kommission eine einfache Mitgliedschaft bei der NSDAP nach. Dem Bürgermeister zufolge ist bei diesen eine Umbenennung jedoch unwahrscheinlich. Im Bericht spricht sich die Kommission auch für eine Aufarbeitung der austrofaschistischen Zeit aus. Das ist laut Bürgermeister geplant, einen Auftrag dazu gibt es jedoch noch nicht. Kratzer sei das aber ein Anliegen: Er wolle, dass „nicht nur einmal hingeschaut wird, sondern alles aufgearbeitet“ werden soll.

Kommission Ende 2022 einberufen

Die Historikerkommission wurde Ende 2022 einberufen, nachdem ein Artikel des „Standard“ vom 21. November 2022 online mit dem Titel „Warum das Kapfenberger Fußballstadion nach einem SS-Mann benannt ist“ erschienen war und so den Stein ins Rollen gebracht hatte. Untersucht wurden daraufhin alle öffentlichen Verkehrsflächen, Siedlungen und Ehrungen, die nach Personen benannt wurden, die bis 1927 geboren waren und somit bis zum Ende des NS-Regimes Mitglieder der NSDAP werden konnten.

Bericht soll noch veröffentlicht werden

Der Bericht der Historikerkommission soll noch veröffentlicht werden: „Unabhängig von den Maßnahmen, die die Stadtgemeinde trifft, sollten – wie angesprochen – die Ergebnisse der Kommission zu den einzelnen Personen öffentlich zugänglich gemacht werden, d. h. ein überarbeiteter Kommissionsbericht mit allen Biografien soll, wie in anderen Städten auch, gedruckt und/oder auf der Website der Stadt veröffentlicht werden.“

Auch in anderen Städten sorgten die NS-belasteten Straßennamen in den vergangenen Jahren immer wieder für Diskussionen und Einberufungen von Historikerkommissionen, die dann Handlungsempfehlungen für die Politik abgaben. Die Stadt Graz entschied sich beispielsweise für die Anbringung von Zusatztafeln und nur vereinzelten Umbenennungen, in Salzburg wurde – gegen die Historikerempfehlungen – letztlich keine einzige Straße umbenannt.