Verbotsschild gegen Gewalt gegen Frauen
ORF
ORF
Chronik

Mord an Frauen: Mehr Vorsorge nötig

Die Steiermark hält den traurigen Rekord bei Frauenmorden oder Femiziden: Bereits elf Frauen wurden heuer von ihren Partnern getötet – österreichweit waren es 25 Morde. Die Gewaltschutzzentren fordern mehr Mittel für die Vorsorge.

Bei den elf Frauenmorden in der Steiermark waren Opfer und Täter immer in einer Beziehung – dennoch hat der Gewaltschutz laut der Obfrau der steirischen Frauenhäuser, Michaela Gosch, in den bekannten Fällen nicht versagt, denn „von diesen Femiziden, die wir in der Steiermark hatten, war kein einziges Opfer an den schützenden Institutionen bekannt, kein einziges Opfer hat sich davor an eine Beratungsstelle oder an eine Gewaltschutzinstitution gewandt“.

Immer stand eine Trennung im Raum

Was auffällt sei, dass alle Morde mit Trennungssituationen zusammenhingen – hier sollte man sich in Frauen- und Mädchenberatungsstellen, aber auch bei Männerberatungsstellen vor der Trennung Hilfe suchen, so Gosch: „Ich kann mich auch beraten lassen, um nur zu hören: Nein, hier ist keine erhöhte Gefährdung – tut auch gut in der Situation. Aber ein Beratungsangebot in Anspruch zu nehmen, ist hilfreich und würde ich allen Betroffenen dringend raten.“

Mehr Angebote am Land gefordert

Das sei laut der Leiterin der Vereins „Freiraum“ in Leibnitz, Sandra Janics-Jakomini, aber ein Problem, denn vor allem am Land sei das Beratungsnetzwerk löchrig: „Im städtischen Raum gibt es Gewaltschutzzentren, Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen, im ländlichen Raum wie in Leibnitz sind wir die einzigen auf weiter Flur. In jedem Bezirk sollte es eine Frauenberatungsstelle geben, die so gut finanziert ist, dass sie zumindest fünf Tage in der Woche geöffnet haben kann.“

Kampagne soll Bewusstsein schärfen

Luft nach oben gäbe es laut Gosch auch bei freiwilligen Anti-Gewalt-Trainings, und langfristig könnte auch das Angebot von gewaltfreier Kommunikation verpflichtend im Kindergarten helfen.

Die Gewaltschutzzentren starten aktuell eine Kampagne: „16 Tage gegen Gewalt“. Diese läuft etwa in Kinos und in sozialen Medien. Außerdem will das Land Steiermark am Donnerstag ein Fünf-Punkte-Programm für mehr Gewaltschutz präsentieren – man wolle mehr Geld in die Hand nehmen, heißt es.

Hilfe im Krisenfall

Österreichweit und in den Bundesländern gibt es Anlaufstellen, die Rat und Unterstützung im Krisenfall anbieten.

  • Frauenhelpline: 0800 222555
  • Frauenhäuser: 0316 429900
  • Polizei: 133

Weiters:

  • Telefonseelsorge: Tel. 142 (ohne Vorwahl)
  • Rat auf Draht: Tel. 147 (ohne Vorwahl)
  • PsyNot: 0800 44 99 33
  • Männernotruf: 0800 246 247
  • Männerinfo – Krisenberatung: 0800/400 777

Darüber hinaus gibt es für Menschen in seelischen Ausnahmezuständen Anlaufstellen, die rasch und unkompliziert Hilfe anbieten, sowie zahlreiche Hilfsangebote für von Gewalt betroffene Frauen, aber auch für Männer, die Rat brauchen.