Computerbildschirm mit Videokonferenz
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Wissenschaft

TU-Studie zu „Zoom Fatigue“: Pausen helfen

Seit der CoV-Pandemie gehören Videokonferenzen in vielen Unternehmen zum Alltag. Eine neue Studie der TU Graz hat nun erstmals nachgewiesen, dass Videokonferenzen deutlich schneller erschöpfen als Gespräche in Präsenz. Regelmäßige Pausen helfen.

Das morgendliche Teams-Meeting wird abgelöst von einer Zoom-Konferenz, und danach folgt noch eine Skype-Sitzung – für viele Menschen ist das Arbeitsalltag. Dahinter lauert aber eine versteckte Gefahr, wies die TU Graz nun in Zusammenarbeit mit der FH Oberösterreich in einer neuen Studie nach.

Körpersprache und Augenkontakt fehlen

Videokonferenzen erschöpfen demnach das Gehirn deutlich mehr als gleich lange Veranstaltungen in Präsenz. Dafür gebe es mehrere Gründe.

„Zoom Fatigue“

Die Ermüdung durch Videokonferenzen wird auch als „Zoom Fatigue“ oder „Videoconference Fatigue“ bezeichnet.

Einerseits strengen die technisch bedingten, leichten Verzögerungen im Lauf der virtuellen Gesprächsführung an. Andererseits ist es die kaum sichtbare Körpersprache und vor allem der fehlende Augenkontakt, der normalerweise mithilft, das Gesagte zu entschlüsseln, erklärt Gernot Müller-Putz vom Grazer Institut für Neurotechnologie der TU.

Meeting in Präsenz ist weniger erschöpfend

„Ein weiterer Grund ist, dass man sich dabei selbst beobachtet und auch die Fragen hat: Wie sehen mich die anderen? Wie stelle ich mich den anderen dar? Und das beschäftigt einen zusätzlich“, so der Wissenschaftler. Eine Konferenz, an der alle Beteiligten in Präsenz teilnehmen, sei deutlich weniger erschöpfend: „In einem Meeting mit Personen sieht man, wie sich jeder verhält. Man tut sich insgesamt leichter und braucht weniger Ressourcen“, sagt Gernot Müller-Putz.

Mehr Pausen und Kamera ausschalten

Der Grazer Forscher rät deshalb bei Videokonferenzen vor allem zu mehr Pausen: „Dass man nicht zweistündige Videokonferenzen macht, sondern alle halben, dreiviertel Stunden eine kurze Pause einlegt.“ Eine gute Möglichkeit sei es zudem, die Kamera am Computer auszuschalten und nur über das Audio an der Konferenz teilzunehmen – damit kann man sich auf das Gehörte konzentrieren.

Für die Studie wurden 35 Studierende gebeten, an einer 50-minütigen Vorlesung teilzunehmen und zwar einerseits in einem Hörsaal und andererseits über eine Videokonferenz. Die beiden Gruppen wurden danach im Hinblick auf die körperlichen Ermüdungsparameter miteinander verglichen, zudem mussten die ProbandInnen einen Fragebogen ausfüllen.

Die Auswertung zeigte klar, „dass eine 50-minütige, videokonferenzbasierte Vorlesung die ProbandInnen signifikant mehr erschöpfte als eine gleich lange Vorlesung im klassischen Format im Hörsaal, wo sich Lehrende und Studierende von Angesicht zu Angesicht treffen“, so Gernot Müller-Putz.