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Wirtschaft

Zypern-Leak: „Exilrusse“ hinter Narzissenbad

Das „Cyprus Confidential“-Leak zeigt auf, wie reiche Russen ihr Vermögen über Briefkastenfirmen in der EU investieren – auch im Ausseerland in der Steiermark. Ein „Exilrusse“ beteiligte sich dort an einer der wichtigsten Tourismuseinrichtungen – dem Narzissenbad.

Das Narzissenbad in Bad Aussee ist ein modernes, thermenähnliches Hallenbad mit Salzwasserbecken und Saunalandschaft. Es gehört zwar einer österreichischen Firma, aber deren bisherige Grazer Miteigentümer zogen sich mit Ende Oktober zurück und verkauften ihre Anteile.

Wer steht hinter dem Narzissenbad?

Wer mittlerweile Alleineigentümer ist, lässt sich aus dem Leak ersehen: Es ist eine Art Stiftung, der Rishy-Trust in Zypern. Dessen Begünstigter ist Alexander Petrow, der die russische, die zypriotische und die britische Staatsbürgerschaft besitzt.

Zypern-Leak

Das „Cyprus Confidential“-Leak wurde vom Internationalen Investigativ-Journalistenkonsortium (ICIJ) recherchiert, in Österreich sind „Standard“ und ORF daran beteiligt.

Der Vater von Petrow war ursprünglich Thermenmiteigentümer – er gilt nicht als Freund der Politik von Wladimir Putin: Im russischen Parlament war Sergej Petrow einer von vier Abgeordneten, die 2014 nicht für die Annexion der Krim stimmten. Seine Opposition zur Politik Russlands sei auch der Grund, dass er jetzt in Mödling lebe – mit russisch-österreichischer Doppelstaatsbürgerschaft, so Petrow: „Deswegen bin ich da. Ich war empört, und dann musste ich ins Exil.“

Reich wurde Sergej Petrow mit seinem ROLF-Konzern, der westliche Autos nach Russland importiert – daher rühren auch seine Verbindungen nach Österreich. Dass er einen Teil seines Vermögens über einen zypriotischen Trust in die EU transferiert habe, erklärt Petrow damit, dass ihm das eine der weltweit führenden Steuerberaterkanzleien empfohlen habe. Seinem Anwalt zufolge bestehe in Russland immer das Risiko, dass ein Konkurrent die Firma auf unsaubere Weise übernehmen könnte – oder dass der Staat Oppositionellen alles wegnehme. Firmen im EU-Staat Zypern würden der Absicherung dienen.

Mögliche Ausbaupläne

Seine Investitionen in das Ausseer Golfhotel Wasnerin und das Narzissenbad begründet Sergej Petrow so: „Jemand hat mich gebeten, das Projekt zu retten. Ich habe okay gesagt. Ich war dort, das ist eine wunderschöne Umgebung. Ich glaube, wir müssen das entwickeln, aber auch schützen und nicht die Landschaft ruinieren.“

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Allerdings sollen neben dem Narzissenbad nun ein zusätzliches Hotelgebäude und vier Apartmenthäuser gebaut werden, weil das Bad alleine nicht gewinnbringend sei. Es gibt Befürchtungen, dass das Bad dann voller Hotelgäste sein werde und für Einheimische und andere Touristen kein Platz bleibe.

Öffentlicher Betrieb des Bades gesichert

Die Gemeinde Bad Aussee investierte vor zehn Jahren knapp fünf Millionen Euro in den Bau des Narzissenbades. Aber sie ist nur stiller Gesellschafter und hat kaum Mitspracherecht – mit einer Einschränkung, so Bürgermeister Franz Frosch: „Wir haben einen Vertrag, im Grundbuch eingetragen, dass der öffentliche Betrieb des Narzissenbades gesichert sein muss.“ Der neue Alleineigentümer will das Narzissenbad vergrößern, um diesen Vertrag einhalten zu können.