Kultur

Ehrenring für Jelinek: Kritik an Politik

Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat am Mittwoch den Ehrenring der Steiermark und damit die höchste Auszeichnung des Landes verliehen bekommen. Die gebürtige Steirerin äußerte sich am Rande der Ehrung auch zu aktuellen innenpolitischen Themen.

Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) zollte der 1946 in Mürzzuschlag geborenen Schriftstellerin in seiner Laudatio Respekt für ihren „beeindruckenden Lebensweg und künstlerisches Wirken“.

Landeshauptmann Drexler und Elfriede Jelinek
APA/LAND STEIERMARK

„Unverrückbarer moralischer Kompass“

„Ich bedanke mich bei einer gebürtigen Steirerin und einer bewunderten Wienerin. Durch eine spezifisch österreichische literarische Tradition hat Elfriede Jelinek zu ganz eigener Größe gefunden. In ihren Werken findet man den Sprachwitz Nestroys oder der Wiener Gruppe, aber auch eine in Wittgenstein wurzelnde Sprachphilosophie. Ich bedanke mich für ihr Werk und Wirken für unser Land und ziehe symbolisch ehrfürchtig den Hut vor ihrem unverrückbaren moralischen Kompass“, so Drexler.

Jelinek: „Bedeutet mir wirklich viel“

Die Auszeichnung bedeute ihr viel, so Jelinek: „Wenn man zu Hause geehrt wird, bedeutet einem das auch mehr, als wenn man es im Ausland wird. Man möchte auch zu Hause anerkannt werden. Es hat immer Stimmen gegen mich gegeben in Österreich, aber aus der Steiermark habe ich eigentlich nur Gutes erlebt. Das ist der Ort meiner Kindheit, wo ich alle Schulferien verbracht habe und den ich gut kenne. Ich kenne auch keine schönere Landschaft. Diese persönlichen Erinnerungen an einen Ort, der immer mein Sehnsuchtsort war, deswegen bedeutet mir das wirklich viel.“

Heute verbindet Jelinek mit der Steiermark vor allem auch die Erinnerung an die vielen Weggefährten und Weggefährten in der Grazer und steirischen Literaturszene. Graz sei nach Wien „der künstlerischste Ort Österreichs“.

Zu Chats: „Kleinlichkeit, Mickrigkeit, Erbärmlichkeit“

Zu aktuellen gesellschaftspolitischen Fragen äußerte sich Elfriede Jelinek seit fast zwei Jahrzehnten hauptsächlich via Internet auf ihrer Homepage. Im Interview mit ORF Steiermark-Redakteur Franz Neger macht die Literaturnobelpreisträgerin eine Ausnahme. Die aktuelle innenpolitische Diskussion über Chats und den jüngst aufgetauchten Audiomitschnitt des verstorbenen ehemaligen Sektionschefs Christian Pilnacek kommentierte sie ausgesprochen kritisch.

„Es hat so eine Kleinlichkeit, Mickrigkeit und Erbärmlichkeit. Alles, was bei uns passiert, passiert nicht in einer öffentlichen Debatte, sondern in Gesprächen, die an Wirtshaustischen aufgenommen worden sind“, so Jelinek. Das sei ein Sittenbild.