Ärztin bei der Untersuchung mit einem Stetoskop
APA/HELMUT FOHRINGER
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Chronik

Als falscher Arzt im LKH und beim Militär

Ein 34-Jähriger steht im Verdacht, durch gefälschte Dokumente eine Anstellung als Arzt in einer Krankenanstalt in der Obersteiermark erwirkt zu haben. Auch beim Bundesheer dürfte er sich als Arzt ausgegeben haben. Der Mann wird angezeigt.

Bereits im April 2023 dürfte der 34-Jährige aus dem Bezirk Bruck-Mürzzuschlag eine Promotionsurkunde einer österreichischen medizinischen Fakultät sowie ein Reifeprüfungszeugnis einer Höheren Schule gefälscht haben.

Mit diesen Falsifikaten bewarb sich der Mann bei der Ärztekammer um eine Anstellung als Arzt. Dort wurde die Fälschung nicht erkannt, weshalb Anfang Juni 2023 eine Anstellung als Arzt in Basisausbildung im LKH Murtal, Standort Knittelfeld, erfolgte.

Eine knappe Woche im Dienst als „Arzt“

Der Verdächtige war tatsächlich insgesamt sechs Tage im LKH im Dienst, durfte jedoch laut Auskunft des Krankenhausbetreibers keine selbstständigen Tätigkeiten – ohne Aufsicht eines erfahrenen Mediziners – an Patientinnen und Patienten vornehmen.

Allerdings hätte es bei einem Notfall auch vorkommen können, dass der 34-Jährige selbstständige Untersuchungen an Patientinnen und Patienten inklusive notwendiger medizinischer Entscheidungen vornehmen hätte müssen. Ein tatsächlicher Schaden an Patientinnen und Patienten war nicht eingetreten.

Rettungssanitäter brachten Hinweise

Der 34-Jährige arbeitete zuvor bereits seit einiger Zeit als Rettungssanitäter. Seine ehemaligen Sanitäterkollegen erfuhren, dass er danach als Arzt im Krankenhaus gearbeitet haben soll, und schöpften Verdacht. Nach einer internen Überprüfung stellte sich heraus, dass der 34-Jährige offenbar niemals ein Medizinstudium abgeschlossen hatte – er wurde umgehend entlassen.

Auch beim Militär als Arzt vorgestellt

Der 34-Jährige war zudem als Milizsoldat (Sanitäter) tätig und legte die gefälschte Promotionsurkunde dem Personalbüro des Bundesheeres vor. Nach der Entlassung im Krankenhaus meldete er sich mit einem Arztfunktionsabzeichen in der Kaserne St. Michael. Den Offizieren dort fiel die vermeintliche Beförderung des Mannes auf – eine Überprüfung bestätigte auch hier die falschen Angaben des Verdächtigen.

Vor Jahren bereits als „falscher Ingenieur“ aufgetreten

Beamte des Landeskriminalamtes nahmen die Erhebungen gegen den 34-Jährigen auf. Dabei stellte sich heraus, dass sich der Verdächtige zudem bereits seit 2020 als Absolvent einer Höheren Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft mit der Qualifikationsbezeichnung „Ingenieur“ ausgab und diesen Titel auch in amtlichen Schriftstücken angab – er hatte diese Schule aber niemals besucht.

Der Verdächtige zeigte sich bei seiner Vernehmung hinsichtlich der Urkundenfälschung geständig, bestritt jedoch einen Bereicherungsvorsatz. Er gab an, dem Druck seitens der Verwandtschaft auf eine erfolgreiche Berufsausbildung nicht standgehalten zu haben. Der Mann wird auf freiem Fuß angezeigt.