Vitamin D-Präparate mit Sonnenbrille
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Gesundheit

Forscher finden neue Vitamin-D-Messmethode

Forscherinnen und Forscher der Medizinischen Universität Graz haben eine neue Methode entwickelt, um den Vitamin-D-Haushalt besser messen und beurteilen zu können: Demnach sei es nicht immer sinnvoll, Vitamin-D-Präparate zuzuführen.

Üblicherweise wird beim Vitamin-D-Test nur ein bestimmter Wert gemessen, der lediglich eine inaktive Vorstufe des Vitamins darstellt. Dieser Wert gibt zwar Auskunft darüber, wie viel Vitamin D im Körper verfügbar ist, sagt aber nichts darüber aus, wie diese Menge an Vitamin D vom Körper auch tatsächlich genutzt wird.

Besser herausfinden, wie Körper Vitamin D verbraucht

Markus Hermann vom Institut für medizinische und chemische Labordiagnostik an der Med Uni Graz vergleicht das mit einem Auto: Der bis jetzt gemessene Vitamin-D-Wert zeige nur an, wie viel Treibstoff sich im Tank befinde – mit der neuen Messmethode könnten die Forscherinnen und Forscher jetzt aber auch gleichzeitig ermitteln, wie viel Abgas aus dem Auspuff komme, so der Wissenschaftler.

Dadurch könne man in der Wissenschaft bessere Schlüsse auf die Vorgänge im Körper ziehen und besser beurteilen, welcher Patient tatsächlich einen Vitamin-D-Mangel habe und von einer Zugabe profitieren könnte, sagt Hermann.

Unterscheidung zwischen Mangel und funktionellem Mangel

Es mehren sich wissenschaftliche Studien, die die Sinnhaftigkeit einer ergänzenden Versorgung mit Vitamin D bei grundsätzlich gesunden Menschen infrage stellen; auch in Bezug auf die Knochen würden sich positive Effekte kaum nachweisen lassen, sagt Hermann.

Die Forschenden zogen Daten von zwei großen Kohortenstudien – eine mit mehr als 2.000 österreichischen Blutspendern und eine mit mehr als 3.300 Herzkatheter-Patienten – heran und verfolgten den Verlauf über zehn Jahre. In ihrer jüngsten Publikation in „Clinical Chemistry“ legten sie dar, dass Personen mit einem funktionellen Vitamin-D-Mangel eine stark erhöhte Sterblichkeit hatten; ebenso war der Knochenstoffwechsel deutlich aktiviert – bekanntermaßen ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Osteoporose.

Durch die Unterscheidung zwischen Vitamin-D-Mangel und funktionellem Vitamin-D-Mangel reduzierte sich die Zahl der für eine Vitamin-D-Supplementation relevanten Fälle um etwa 20 Prozent. In weiteren Studien will man nun konkret untersuchen, welche Folgen ein funktioneller Vitamin-D-Mangel auf die Knochendichte und das Risiko für Knochenbrüche hat.

Wichtig für die Knochenbildung

Der Körper bildet Vitamin D unter Einfluss von Sonnenlicht zum überwiegenden Teil selbst, ein kleinerer Teil stammt aus der Nahrung. Anschließend wandeln Leber und Niere es in zwei Schritten zum aktiven Vitamin-D-Hormon, dem „Calcitriol“ um. Bei Vitamin-D-Mangel kann der Körper kein Kalzium aus der Nahrung aufnehmen – deshalb kommt es zur Entkalkung und letztendlich Erweichung der Knochen.

Um sich ausreichend mit Vitamin D zu versorgen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Gesicht, Hände und Teile von Armen und Beinen täglich zwischen 12.00 und 15.00 Uhr – je nach Hauttyp und Jahreszeit – fünf bis 25 Minuten der Sonne auszusetzen.