„Kanzlermenü“
APA/GEORG HOCHMUTH
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Chronik

„Kanzlermenü“ zum Wort des Jahres 2023 gekürt

„Kanzlermenü“ ist zum Wort des Jahres gekürt worden. Das gab die Gesellschaft für Österreichisches Deutsch in Graz bekannt. „In prägnanter und ironischer Weise fasst dieses Wort den Inhalt einer Aussage des österreichischen Bundeskanzlers Karl Nehammer (ÖVP) zusammen“, so die Jury.

Nehammer hatte sich Ende Juli vor ÖVP-Funktionären in Hallein über Kinderarmut empört und erklärt, ein Hamburger bei McDonald’s sei die „billigste warme Mahlzeit in Österreich“.

Das „Kanzlermenü“ setzte sich dabei unter insgesamt 314 einzelnen Begriffen durch, darunter „Klimakleber“, „Bodenfraß“, „32-Stunden-Woche“, „Verwexcelung“, „Gierflation“, „Mietpreisbremse“, „Blödemie“, „Shrinkflation“ und „Übergewinn“. 6.704 von 19.175 Stimmen entfielen dabei auf das Siegerwort, „Klimakleber“ landete auf dem zweiten Platz, auf den dritten Platz wurde „Bodenfraß“ gewählt.

„Klimaterroristen“ Unwort des Jahres

Die heurigen Klimaproteste spiegelt speziell das Unwort des Jahres wider, denn gekürt wurde „Klimaterroristen“ mit 4.541 von 17.856 und somit einem Anteil von 25 Prozent aller Stimmen, dahinter „Volkskanzler“, dicht gefolgt von „Normaldenkende“. „Klimaterroristen“ sei der Leitbegriff all jener, „die an der derzeitigen Situation nichts verändern wollen bzw. von ihr profitieren“, resümierte die Jury – und eine Abwertung all jener junger Menschen, die sich im Kampf gegen die Klimakrise engagieren.

Jugendwort: „Brakka“

„Brakka“ wurde mit 3.896 von 18.218 Stimmen zum Jugendwort des Jahres gewählt. „Das Wort hat seinen Ursprung in einem TikTok-Video und wird seither häufig verwendet, vor allem für Hosen, aber auch einfach als lustiges Füllwort für andere Gegenstände und sogar Menschen“, so die Jury. Die zweitmeisten Stimmen erhielt „sideeye“ (missbilligender Gesichtsausdruck), die drittmeisten „delulu“, eine abgewandelte Schreibform von „delusional“. Der Begriff drücke „krampfhaftes Fanverhalten“ aus, wenn sich eine Person in eine Situation hineinsteigere oder Unrealistisches anstrebe, hieß es.

Klare Entscheidung beim Spruch des Jahres

Metallgewerkschafter Reinhold Binder trug heuer zum Spruch des Jahres bei. „Mit de Einmalzahlungen können’s scheißen gehen“, sagte er in Richtung Arbeitgeber. Der markige Ausspruch schaffte es auf den ersten Platz mit mehr als 55 Prozent der Stimmen.

Mit „Bringen Sie Ihre Blase zum Platzen. Denn wir müssen uns nicht liken, um uns zu mögen“ von Alexander Van der Bellen landete erneut ein Bonmot des Bundespräsidenten unter den Topsprüchen des Jahres. Auf den dritten Platz wurde die Aussage des Ersten Vizepräsidenten des EU-Parlaments, Othmar Karas (ÖVP), gewählt: „Wir brauchen eine Politisierung der Politik. Mehr Mut, Ehrlichkeit und Verantwortung.“

Unspruch: „Dann wäre Wien noch Wien“

Der Unspruch des Jahres kommt vom niederösterreichischen FPÖ-Politiker Gottfried Waldhäusl. Der Zweite Präsident des niederösterreichischen Landtages meinte auf die Frage einer jugendlichen Zuwanderin, was Wien ohne die vielen Zuwanderer wäre: „Dann wäre Wien noch Wien.“ Dahinter landete unter anderem die vieldiskutierte Aussage von Bundeskanzler Nehammer „Wisst ihr, was die billigste warme Mahlzeit in Österreich ist? Sie ist net gsund … Ein Hamburger bei McDonald’s.“

Die heurige Wahl fand vom 10. September bis zum 4. Dezember statt. An der Vorauswahl nahmen 1.268 Personen teil, die insgesamt 1.472 Vorschläge für die Wörter, Unwörter, Jugendwörter, Sprüche und Unsprüche des Jahres eingesendet hatten. Aus den Einsendungen der Vorwahl nominierte die Jury die Kandidatenwörter und Kandidatensprüche aus, an der eigentlichen Wahl nahmen dann 18.660 Personen teil, die 93.300 Stimmen in fünf Kategorien abgaben. Die Wahl wurde von der Gesellschaft für Österreichisches Deutsch in Graz mit Unterstützung der APA durchgeführt.