Zellstoff Pöls AG in Pöls
APA/THOMAS LEITNER
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Wirtschaft

Schwierige Situation für die Wirtschaft

Inflation, Zinsen, Rezession, KV-Verhandlungen – Begriffe, die in vielen Belangen in Zusammenhang stehen und immer wieder für Verunsicherung sorgen. Der ORF Steiermark hat zwei steirische Volkswirte gefragt, wie sie die wirtschaftliche Lage im Land einschätzen.

Den letzten – doch eher düsteren – Ausblick gab es am Wochenende in der „ORF Pressestunde“ vom Präsidenten der Industriellenvereinigung, dem steirischen Unternehmer Georg Knill. Im Interview sorgte er sich um den Wohlstand Österreichs und sprach von einer „herausfordernden, schwierigen Situation“.

Österreichs Wirtschaft befindet sich derzeit in einer Rezession. Per definitionem heißt das, dass die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal zum zweiten Mal in Folge gesunken ist, also etwa weniger Waren hergestellt und verkauft wurden. Die aktuelle Rezession wird auf die schlechte Lage in der Bauwirtschaft und der Industrie zurückgeführt.

Besonders energieintensive Branchen

Für Volkswirt Eric Kirschner von Joanneum Research seien die Energiekosten derzeit das größte Problem für die Betriebe, und die Steiermark habe als industrie- und exportorientiertes Land eine besondere Stellung: „Metallerzeugung, Metallverarbeitung, Glas, Zement, Holz, Papier, Pappe und Zellstoffindustrie – diese sind überdurchschnittlich energieintensiv und in der Steiermark überdurchschnittlich von Bedeutung in Bezug auf Wertschöpfung und Beschäftigung.“

Nachfrage und Angebot ins Gleichgewicht bringen

Der Druck auf die Industrie werde größer. IV-Präsident Knill sprach von einem „Rucksack mit schweren Steinen“, den die Unternehmen im globalen Wettbewerb zu tragen hätten. Dieser Rucksack sei in anderen Ländern leichter zu tragen, so Kirschner: „Da besteht schon die reale Gefahr von einer Abwanderung dieser Industrie. Nicht von heute auf morgen, aber es stellt sich schon die Frage, wo neue Investitionen getätigt werden.“

Pressestunde mit Georg Knill, IV-Präsident

Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, stellte sich den Fragen von Hanna Kordik („Die Presse“) und Hans Bürger (ORF).

Auch für Maik Schneider, Volkswirt an der Universität Graz, sind die hohen Energiepreise die Hauptlast für die Unternehmen. Ein weiterer zentraler Punkt sei die Zinspolitik der Europäischen Zentralbank: „Die bekämpft jetzt die Inflation mit entsprechendem Anstieg der Zinsen, damit die Leute mehr sparen, damit Sparen wieder attraktiver wird und Nachfrage aus dem Markt herausgenommen wird. Man sieht auch beim Fachkräftemangel, die Unternehmen ringen um Fachkräfte. Jetzt geht es darum, die Nachfrage und das Angebot wieder ins Gleichgewicht zu bekommen und damit auch die Inflation zu senken.“

Die USA und China seien die großen Konkurrenten, sagte Knill im Interview, und diesen Technologiewettbewerb sieht auch Schneider. Seitens der EU müsse man sich zukunftsfähig aufstellen: „Die großen Trends sind natürlich Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, die weiter voranschreiten wird, und natürlich der Umbau der Wirtschaft auf grüne Technologien. Das sind Entwicklungen, die man jetzt nicht verschlafen sollte und da sind die großen Volkswirtschaften dabei.“ Man müsse sich für die Zukunft gut positionieren und Investitionen in neue Technologien vorantreiben.