Sporting Lissabon – Sturm Graz
APA/AFP/PATRICIA DE MELO MOREIRA
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Sport

Fußball: Sturm verliert, bleibt aber im Europacup

Sturm Graz überwintert als einzige österreichische Mannschaft im Europacup. Die Steirer verloren am Donnerstag das letzte Gruppenspiel in der Europa League bei Sporting Lissabon mit 0:3, profitierte aber von einer 0:4-Heimniederlage von Rakow Czestochowa.

Der Anpfiff in Lissabon erfolgte mit dem Wissen, dass Sturm nach fünf Gruppenspielen mit vier Punkten und 4:6 Toren gegenüber den punktgleichen Polen nur um einem Treffer im Vorteil war.

Sporting stand bereits zuvor als Zweiter fest, vor dem Liga-Gipfeltreffen am Montag gegen den FC Porto schonte Trainer Ruben Amorim aber nur vereinzelt Stammkräfte. Im 2.560 Flugkilometer entfernten Sosnowiec lief die Rotationsmaschine von Rakow-Gegner Atalanta Bergamo ungleich heißer: Der italienische Gruppensieger hatte fast eine erste Elf zuhause gelassen, warf fünf Europa-League-Debütanten ins Getümmel.

„Tannenbaum“ statt Raute

Sturm-Coach Christian Ilzer entschied sich für die Startelf vom 1:0 gegen Altach mit fünf Offensiven, formte seine bevorzugte Rauten-Formation zehn Tage vor Weihnachten aber zum „Tannenbaum“ (4-3-2-1) um. Sporting klopfte schon nach wenigen Sekunden durch Nuno Santos beim prächtig parierenden Kjell Scherpen an, danach lieferte Sturm aber eine vor allem defensiv umsichtige Anfangsphase.

Dimitri Lavalee, der in Abwesenheit des verletzten Gregory Wüthrich gemeinsam mit David Affengruber die Innenverteidigung bildete, zeigte sich in der 27. Minute auch offensiv – dem Kopfball des Belgiers nach Flanke von Tomi Horvat fehlte der Nachdruck. Es sollte die einzige ernst zu nehmende Chance der Gäste sein. Fast gleichzeitig kam schon die zweite gute Nachricht aus Polen, wo Atalanta durch Tore von Luis Muriel (14.) und Giovanni Bonfanit (26.) mit 2:0 führte – der Grazer Polster wuchs auf drei Tore.

Tanz auf der Rasierklinge

Sporting war spielerisch haushoch überlegen, spielte gut doppelt so viele Pässe wie Sturm und legte eine Schlussoffensive in der ersten Hälfte hin. Matheus Reis riss nach Doppelpass und Übersteiger die Abwehr auf und bediente den in der Mitte lauernden Gyökeres (39.). Der Jubel im spärlich besuchten Jose Alvalade war noch nicht verstummt, da legte der Torschütze beinahe das 2:0 nach – der schwedische Teamstürmer scheiterte mit dem Kopfball an der Stange; beim möglichen Nachschuss schlug Daniel Braganca ein Luftloch.

Es blieb für Sturm auch in Halbzeit zwei ein Tanz auf der Rasierklinge: Zwar blieb Gyökeres mit zwei Kollegen in der Kabine, und Sporting schien Milde walten zu lassen, die Grazer aber zeigten sich bei Eckbällen verwundbar. Manprit Sarkaria fälschte einen bereits unangenehmen Kopfball des am ersten Pfosten postierten Goncalo Inacio mit dem Scheitel ab (60.). Zehn Minuten später hatte Sebastian Coates die alleinige Lufthoheit, den Stangenkopfball bugsierte Inaciao über die Linie.

Mächtige Schützenhilfe von Bergamo

Das Kalt-Warm im Schneckenrennen setzte sich fort. Muriel erhöhte in Sosnowiec zeitgleich auf 3:0 für die Gäste (72.). Sturm wirkte angeknockt, lief nach Defensivwechseln fast nur noch hinterher und war außerstande, spielerische Lösungen zu finden. Eine Schlussoffensive fand nicht statt – musste sie an diesem Tag auch nicht, weil die Italiener sogar noch das 4:0 folgen ließen.

Umstieg in die Conference League

Dank des um zwei Tore besseren Torverhältnisses beendete Sturm die Gruppe D als Dritter vor Rakow und steigt in die Zwischenrunde der Conference League um. Dort treffen die Steirer in einer vorgeschalteten K.o.-Runde auf einen Gruppenzweiten der Conference League.

Einer der möglichen Gegner der Steirer ist der deutsche Bundesligist Eintracht Frankfurt; außerdem könnte Sturm auf Slovan Bratislava (SVK), KAA Gent (BEL), Dinamo Zagreb (CRO), FK Bodö/Glimt (NOR), Legia Warschau (POL), Ferencvaros Budapest (HUN) oder Ludogorez Rasgrad (BUL) treffen. Die Auslosung erfolgt am kommenden Montag.

Sturm hat damit das größte internationale Saisonziel erreicht: Erstmals seit der glorreichen Champions-League-Zeit um die Jahrtausendwende erleben die Schwarz-Weißen ein internationales Frühjahr – mehr dazu in Sturm überwintert im Europacup (sport.ORF.at).