Ein junges MŠdchen geht alleine einen Weg entlang.
APA/dpa/Caroline Seidel
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Politik

Mehr Geld vom Land für psychische Gesundheit

2024 bringt für steirische Kinder und Jugendliche eine neue Form der psychiatrischen Betreuung: Im Großraum Graz startet das Hometreatment. Das Land stockt das Budget für Maßnahmen für psychische Gesundheit auf.

Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) stellt für das Anlaufen des neuen Programms im kommenden Jahr 1,7 Millionen Euro zur Verfügung.

Behandlung zu Hause

Dabei suchen Fachärztinnen und Fachärzte die jungen Patientinnen und Patienten zu Hause im familiären Umfeld auf, behandeln an Ort und Stelle und beziehen die Angehörigen mit ein. Die Kinder ersparen sich damit einen stationären Aufenthalt und können weiter in die Schule gehen, hieß es am Freitag bei einer Pressekonferenz in Graz.

Isabel Böge ist Leiterin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie am LKH 2, Standort Süd, und startet mit dem Modell „Hometreatment“ ein international bereits bewährtes System. „Das bedeutet, dass vier- bis fünfmal pro Woche ein Psychiater beziehungsweise jemand aus dem psychiatrischen Team zu der Familie nach Hause kommt, um mit der Familie an der Problematik des Kindes zu arbeiten. So können sehr viel besser Schule und häusliches Umfeld in die Behandlung mit einbezogen werden“, so Böge. Sie hat das in Österreich neue Modell vor zwölf Jahren in Deutschland mit etabliert.

Ausweitung auf andere Regionen möglich

Damit können vorerst sechs bis sieben Jugendliche in einer Intensivphase betreut werden, wobei in den ersten eineinhalb Monaten mehrmals pro Woche Fachkräfte nach Hause kommen. Nach der Intensivphase folgen wöchentliche Sitzungen – da werden vorerst rund 40 junge Patienten gleichzeitig betreut werden können, sagte Böge.

Laufe das Hometreatment gut an, soll es in den kommenden Jahren auch auf andere Regionen in der Steiermark ausgeweitet werden. Entsprechend höhere Kosten werden dadurch entstehen, aber bis zu 24 Kinder könnten mittelfristig im Vollausbau gleichzeitig in einer Intensivphase betreut werden.

Neun Millionen Euro mehr

Neben dem neuen Hometreatment werden insgesamt die Gelder für den psychosozialen Bereich und die Sozialpsychiatrie in der Steiermark für 2024 kräftig aufgestockt – von 37 auf 46 Millionen Euro. Das beinhaltet unter anderem eine Aufstockung der Vollzeitäquivalente von 34,3 auf 49,5 in den Bereichen fachärztliche Versorgung, Psychotherapie, Sozialarbeit und andere verwandte Fachbereiche.

Das psychiatrische Krisentelefon Psy-Not erhält im kommenden Jahr ebenfalls rund 1,7 Millionen Euro und damit um rund 600.000 Euro mehr als 2023. Die Suizidprävention Go-On erhält 1,3 Millionen Euro und somit um 130.000 Euro mehr. Für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen nach Scheidungen der Eltern und bei Todesfällen naher Angehöriger fließen über den Verein Rainbows im kommenden Jahr 101.000 Euro. Neu ist 2024 auch das Schulprojekt „Verrückt? – Na und!“, das auch auf Volksschulen ausgeweitet wird.

„Vor allem die Jahre nach der Pandemie haben gezeigt, dass es besonders wichtig ist, auf die psychische Gesundheit der Steirerin und Steirer zu schauen. Und wir haben ein gutes Versorgungsangebot. Ich freue mich aber dennoch und umso mehr, dass wir noch einmal viel Geld in die Hand nehmen“, so Gesundheitslandesrat Kornhäusl.

Arbeit an Abbau von Stigmata

Susanna Krainz vom Gesundheitsfonds sieht neben mehr Angeboten auch bei der Akzeptanz in der Bevölkerung Nachholbedarf: „Ich denke, das Problem ist, dass alles, was mit Psychotherapie, mit Psychiatrie zu tun hat, nach wie vor von einem ziemlichen Stigma behaftet ist. Und wir arbeiten ja auch in diesem Bereich am Abbau dieser Scheu, dieser Angst, sich da Hilfe zuzuwenden.“