Der Prostituiertenmšrder Jack Unterweger (li) zu Prozessbeginn am 20.04.1994 in Graz.
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KULTUR

Literarische Annäherung an Jack Unterweger

Jack Unterweger ist wegen neunfachen Prostituiertenmordes verurteilt worden. Der als „Häfenliterat“ bekannt Gewordene beging danach Suizid. Im Jänner erscheinen zwei neue Bücher zum Fall Unterweger – eines ist von Ernst Geiger, dem ehemaligen Leiter der Wiener Mordkommission.

Jack Unterweger wurde 1976 wegen Mordes an einer jungen Frau zu lebenslanger Haft verurteilt. Im Mai 1990, acht Jahre nachdem sein angeblich autobiografischer Roman „Fegefeuer oder die Reise ins Zuchthaus – Report eines Schuldigen“ erschienen war, wurde er auf Bewährung aus der Strafanstalt Stein entlassen – als Beispiel einer geglückten Resozialisierung.

„Er hat alle getäuscht“

Maßnahmenvollzug gab es damals noch keinen in Österreich. „Unterweger wäre auch nie ein Fall dafür gewesen. Er hat alle getäuscht und hätte auch die Gutachter getäuscht“, meint Ernst Geiger, ehemaliger Leiter der Wiener Mordkommission und „Gegenspieler“ Unterwegers.

Der „Häfenliterat“ konnte auf zahlreiche prominente Unterstützer bauen. „Fegefeuer“ wurde 1988 verfilmt, Unterweger schrieb weitere Bücher wie „Kerker“ oder „Schrei der Angst“. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus der Haft begann der Steirer mit Leseabenden, die ihn durch ganz Österreich und ins Ausland führten – diese Veranstaltungen sollten im Zusammenhang mit Prostituiertenmorden Bedeutung bekommen.

Verurteilung nach Flucht

Am 13. Februar 1992 erließ das Landesgericht Graz Haftbefehl. Nach einer abenteuerlichen Flucht wurde Unterweger Ende Februar in Miami gefasst und Ende Mai 1992 nach Österreich überstellt. Am 20. April 1994 begann im Grazer Landesgericht der Prozess gegen den „Häfenliteraten“.

Unterweger wurden zwischen September 1990 und Juli 1991 ein Mord in Prag, ein weiterer in Bregenz, zwei im Raum Graz, vier im Raum Wien und drei in Los Angeles zur Last gelegt. Wenige Stunden nach seiner Verurteilung wegen neunfachen Mordes verübte Unterweger Suizid – das Urteil wurde damit nie rechtskräftig.

Geiger: „Modernisierung der Kriminalpolizei bewirkt“

„Der Fall hat die Modernisierung der Kriminalpolizei in Österreich bewirkt“, so Geiger, auch die Tatortarbeit sei danach „wesentlich verbessert“ worden; außerdem wurden u. a. die DNA-Datenbank – „da waren wir Vorreiter“ – und der kriminalpsychologische Dienst eingeführt.

Auch Buch von Malte Herwig

Geiger hat den Fall zu dem auf Fakten basierenden Roman „Mordsmann“ verarbeitet. Zudem erscheint noch im Jänner mit „Austrian Psycho“ ein zweites Buch über Unterweger: Der deutsche Journalist und Autor Malte Herwig verwebt darin verbriefte Fakten, Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen wie Elfriede Jelinek und Peter Handke sowie Aussagen Unterwegers zu einer dokumentarischen Erzählung, kündigte der Verlag an.