eingepferchte Rinder im Tiertransporter
LPD NÖ
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Landwirtschaft

Kritik an Rinder-Export in Drittstaaten

Tausende Rinder und Kälber wurden im Vorjahr aus der Steiermark in den Nahen Osten exportiert – oft unter Qualen, kritisieren Tierschützer. Auch aus der Steiermark werden jedes Jahr Tausende Tiere exportiert. Aktuell deutlich mehr als noch vor einigen Jahren.

Immer wieder sorgen schockierende Bilder und Videos von untragbaren Zuständen bei Tiertransporten für Entsetzen. Erst vor kurzem gab es Berichte und Aufnahmen über Exporte trächtiger Rinder aus Deutschland und Österreich nach Algerien.

Aus der Steiermark wurden laut Konsumentenschutzministerium im Vorjahr rund 5.700 Rinder und Kälber zum Beispiel nach Algerien, Aserbaidschan oder in die Türkei exportiert – fünfmal so viele wie noch im Jahr 2019.

Eigentlich ist Nutztierexport verboten

Aus Österreich dürfen nur Zuchtrinder in Nicht-EU-Länder exportiert werden – das sind Rinder, mit denen eine Herde aufgebaut wird. Nutzrinder, also Rinder zur Schlachtung, aus Österreich in Drittstaaten zu exportieren, ist verboten. Doch das werde oft mit einer List umgangen, sagt der steirische EU-Abgeordnete der Grünen, Thomas Waitz, der sich das Thema Tierwohl auf seine Fahnen heftet.

Zwischenstopp etwa in Spanien

Viele dieser Tiere seien trächtige Jungrinder, die in diesen Drittstaaten abkalben, dann ein Jahr gemolken werden, „und dann geht sowohl das Kalb als auch die Mutterkuh in den allermeisten Fällen zum Metzger. Wir exportieren sie nicht unmittelbar zur Schlachtung, aber nach einem Jahr werden sie dann sehr wohl geschlachtet und nicht zur Zucht verwendet, zumindest in sehr vielen Fällen. Und Österreich exportiert nach wie vor Zehntausende Kälber, auch Tausende Kälber aus der Steiermark, die gehen aber nicht direkt in den Nahen Osten, sondern zuerst über den Umweg – meist über Spanien –, werden dort gemästet und dann, wenn sie ihr Mastgewicht erreicht haben, kommen sie auf das Schiff und fahren Richtung Ägypten, Algerien, Marokko bis nach Kuwait oder Saudi-Arabien.“

Versuchen, Zielländer mit Know-how zu unterstützen

Tausende Kilometer legen die Tiere zurück, oft wochenlang und unter Qualen. Zuerst im Lkw, dann auf dem Schiff, und die Tierwohl-Standards in diesen Ländern seien auch meilenweit von den österreichischen entfernt, sagt Waitz.

Matthias Bischof, Obmann der Interessenvertretung Rind Steiermark, kennt die Problematik, entgegnet aber: „Unsere Dachorganisation, die Rinderzucht Austria, bemüht sich sehr, diese unterschiedlichen Zielländer mit den unterschiedlichen Herden zu besuchen, dort auch mit entsprechendem Fach-Know-how zu unterstützen, und es liegt in unserem gemeinsamen Interesse, dass diese Tiere dort wirklich als Zuchttiere Verwendung finden.“ Dass aber auch Zuchttiere in den Drittstaaten zur Schlachtung gebracht werden, könne niemand ganz ausschließen, räumt Bischof ein.