Wissenschaft

Neuer Antibiotika-Ersatz bei Hautkrankheiten

Das Grazer Austrian Centre of Industrial Biotechnology (acib) und die Firma Sanubiom in Tirol arbeiten an Alternativen zu Antibiotika im Falle von Hautkrankheiten, die wiederum von Antibiotika ausgelöst wurden.

Der Einsatz von Antibiotika kann Segen, aber auch Fluch sein, denn übermäßiger Antibiotikaeinsatz in Tiermast und Medizin begünstigt die Entstehung multiresistenter Keime. Zudem werden bei ihrem Einsatz auch nützliche Mikroorganismen getötet, die etwa für eine ausgeglichene Hautflora notwendig sind.

Ist das Gleichgewicht der Haut dadurch erst einmal gestört, können zahlreiche Hautkrankheiten entstehen – die Hautflora muss dann wieder mit Medikamenten langwierig aufgebaut werden. „Ein Teufelskreis“, erläutert Margit Winkler, acib-Forscherin und Wissenschafterin am Institut für Molekulare Biotechnologie an der Technischen Universität Graz .

„Fresser“-Technologie soll Dilemma durchbrechen

Um dieses Dilemma zu durchbrechen, hat acib, gemeinsam mit dem Tiroler Unternehmen „Sanubiom“, seit 2010 eine Form der so genannten „Phagentechnologie“ entwickelt. Christian Unterlechner, Business Development Manager bei Sanubiom, erläutert das Prinzip dahinter: „Winzige Viren, die gezielt Bakterien angreifen, bekämpfen übermäßig vorhandene schädliche Bakterien wie Staphylococcus aureus, indem sie deren Ausbreitung eindämmen und das natürliche Gleichgewicht der Hautflora wieder herstellen. Das restliche Mikrobiom wird dabei nicht attackiert.“

Schwierige Suche nach richtigem Phagen

Laut Unterlechner sei es allerdings „fast schon Glückssache, die geeigneten Phagen für ein Zielbakterium zu finden.“ So haben die Forscherinnen und Forscher etwa aus Spucknäpfen in Zahnarztpraxen oder Abwässern aus Kläranlagen Proben entnommen und Abstriche durchgeführt. „Wir mussten daraufhin die Proben erst aufbereiten: Da Phagen viel kleiner als Bakterien sind, werden sämtliche Bestandteile des Abwassers in der Sterilfiltration aufgefangen – bis auf die Phagen, welche durch den Filter durchwandern“, so Winkler.

Dann erst habe die eigentliche Suche begonnen, indem die eigens herangezüchteten, schädlichen Bakterien mit den sterilen Proben zusammengeführt wurden, bis es einen „Match“ gab – die Phage also das Bakterium zerstört hat, beschreibt acib-Forscher Daniel Luschnig den aufwändigen Vorgang.

Mit Phagen gegen Akne und Neurodermitis

Sanubiom nützt diese Anwendung bereits in Hautpflegeprodukten gegen Neurodermitis und Rosacea, aber auch Akne. Das Anwendungsspektrum der Phagentechnologie betrachtet man bei Sanubiom als riesig: „Überall dort, wo man bisher Antibiotika eingesetzt hat, könnte man auch Phagen verwenden“, so Unterlechner. Viel hänge dabei jedoch von den Zulassungen ab.