Gehirn
ORF
ORF
Wissenschaft

TU Graz erforscht Steuerung per Gedanken

Elon Musk bewirbt aktuell die erste Implantation eines Computerchips im Gehirn, mit dem per Gedankenkraft Geräte gesteuert werden können. An der TU Graz wird die Gedankensteuerung bereits seit 30 Jahren geforscht – ganz ohne Implantat.

Erst am Dienstag gab Elon Musk auf Social Media bekannt, dass seine Firma Neuralink erstmals einem Menschen einen Computerchip ins Gehirn eingepflanzt hat. Das soll etwa Personen bei Alzheimer oder körperlicher Behinderung helfen zu kommunizieren – mehr dazu in Musks Start-up implantiert ersten Gehirnchip bei Menschen (news.ORF.at).

Jahrelange Forschungsarbeit an TU Graz

Echte Forschungsarbeit auf diesem Gebiet findet seit 30 Jahren am Institut für Neurotechnologie an der TU Graz statt. Seit vielen Jahren kennt man hier Methoden, um etwa per Gedankenkraft schreiben zu können, geforscht wird aber auch an Prothesen, die gesteuert werden können, indem man an die Bewegung denkt, die man machen möchte. Das funktioniert etwa auch über Hauben, die man aufsetzt und die per Elektroden Gehirnströme messen – oder eben mit Gehirnchips, auch dazu gibt es an der TU Graz eine aktuelle Forschungsarbeit.

Erstes Hirnimplantat

Ein Start-Up, in das Elon Musk investiert hat, hat zum ersten Mal einen Computer-Chip in ein menschliches Gehirn eingesetzt.

Mit solchen implantierten Chips wäre dauerhaft auch mehr möglich, sagt Gernot Müller-Putz vom Institut für Neurotechnik, der sich selbst bereits seit rund 25 Jahren mit dem Thema befasst: „In weiterer Folge kann man sich vorstellen, dass hier nicht nur ‚Kommunikation‘ möglich wird, sondern man vielleicht auch bei gelähmten Personen zum Beispiel einen robotischen Arm wieder steuert, der dann den Patienten ermöglichst, etwas mehr Freiheit zu geben. Schon allein die Umgebungssteuerung wäre gut – Licht einschalten, ausschalten, Türe öffnen, Jalousie runterlassen. Alles was man mit einem Computer steuern kann, wäre dann möglich, sozusagen.“

Chip-Implantation „nicht das Ziel“

Der höheren Lebensqualität steht durch die Implantation eines Chips aber auch ein gravierender Eingriff gegenüber, so Putz, Gehirnchips seien daher nicht das vorrangige Ziel, schon gar nicht bei Menschen, die gesund sind: „Wir wollen die Machbarkeit zeigen, dass so ein System funktionieren kann, dass man damit kommunizieren kann. Das Ziel ist, Menschen zu helfen, die es brauchen.“

Implantat wird in Graz eingesetzt

Das Implantat wird mit niederländischen Forschern und Wissenschaftlern aus der Schweiz gemeinsam entwickelt, so Müller-Putz, „wo Elektroden auf die Gehirnrinde aufgelegt werden und über ein implantierten Verstärker dann diese Gehirnsignale nach außen gesendet werden, um dann dort mit Mustererkennungsmethoden eine Steuerung am Bildschirm, eine Maus-Steuerung sozusagen aber auch gedachte Sprache zu erkennen, damit Personen mit schwerer neurodegenerative Erkrankungen, die in einem Lockedin-Zustand sind, wieder kommunizieren können“.

Ein Implantat soll auch bei einer Gehirn-OP in Graz eingesetzt werden: „In unserem Projekt werden wir das bei zwei Patienten machen. Bei einem wird in Österreich, in Graz die Implantation erfolgen und bei einem Zweiten in Utrecht. Die Zielgruppe sind Patienten mit ALS. Wo hier langsam der Körper immer weniger steuerbar wird durch diese Personen, bis die dann zum Schluss beatmet sind und nur noch denken können. Sozusagen ganz wenig Möglichkeiten haben, vielleicht durch Augenblinzeln oder irgendwo durch einen Muskel im Gesicht noch zu kommunizieren.“

Millionenförderungen für Forschungsarbeit

In Zukunft könnten über Gehirnimplantate wie diese auch Rollstühle und die Umgebung behinderter Menschen gesteuert werden, heißt es. Für das aktuelle Forschungsprojekt stellt die EU über das „European Innovation Council“ 4 Millionen Euro bereit. Weitere 2 Millionen Euro kommen aus der Schweiz.