Zehntausende Menschen demonstrierten letzten Freitag in Wien gegen Rechtsextremismus – mehr dazu in Tausende bei Demo gegen Rechtsextremismus (26.1.2024) –, am Samstag zog auch Graz nach: Über 135 Vereine und Organisationen formierten sich zum „Bündnis für Menschenrechte und Demokratie“ und veranstalteten eine „Gemeinsame Demonstration für Menschenrechte und Demokratie“.
Künstler statt Politiker am Wort
Erste Teilnehmer trafen schon vor 15.00 Uhr beim Hauptbahnhof ein, dann ging es in einem Marsch vom Bahnhof über die Annenstraße zum Hauptplatz, wo ab 16.30 Uhr Ansprachen von Künstlerinnen und Künstlern sowie von Vertretern unterschiedlicher Organisationen abgehalten wurden und ab 18.00 Uhr ein Lichtermeer stattfand. Auf Reden von Politikerinnen oder Politikern wurde bewusst verzichtet.
Bündnis mit breiter Allianz aus Kunst und Kultur
Unter den Teilnehmern der Demo waren neben Fridays for Future auch etliche Kulturinitiativen, vom Verein Kunstgarten in Graz über die großen Häuser Oper, Schauspielhaus und Next Liberty; dazu gesellen sich die Festivals Elevate, Styriarte oder steirischer herbst und auch Einzelpersonen oder Künstlerinnen wie die Rabtaldirndln. Weiters waren viele Frauen- und Jugendorganisationen sowie christliche Gruppierungen dabei. Von Seiten der Politik gingen auf der Demo unter anderem KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr und Finanzstadtrat Manfred Eber (beide KPÖ) sowie Vizebürgermeisterin Judith Schwentner und Landtagsklubchefin Sandra Krautwaschl (beide Grüne) mit.
Alt und jung demonstrierten für Demokratie und Vielfalt
Die Teilnehmer aller Altersgruppen hatten etliche selbst gebastelte Transparente dabei, mit Aufschriften gegen Rassismus, Faschismus und Rechtsextremismus wie „Du bist gut so wie du bist“, „Remigriert euch ins Knie“ oder „Ich bin so wütend, ich habe sogar ein Schild dabei“. Einige Plakate richteten sich explizit gegen FPÖ-Chef Herbert Kickl, etwa „Kickl wegkitzeln“. Ein Vater mit einem Säugling im Kinderwagen hatte ein Plakat dabei auf dem „My 1st Demo gegen rechts“ zu lesen war.
„Gefahr für Demokratie kommt schleichend“
Bei der Schlussveranstaltung am Grazer Hauptplatz sprach unter anderem eine Vertreterin der „Omas gegen Rechts“: „Wir Omas gegen Rechts sind die Generation, die noch ihre Eltern befragen konnte, wie es denn so weit kommen konnte. Die Gefahr für die Demokratie kommt schleichend, aber es gibt im Vorfeld genügend Hinweise – etwa die Herabwürdigung von Menschen, die nicht zur eigenen Gruppe gehören.“ Ein anderer Redner sagte, gegen rechtsextreme Verschwörungstheorien und Remigrationstheorien helfe nur eine Stärkung der Zivilgesellschaft – und Empathie statt Rückzug in getrennte Welten. Gegen Rechtsextremismus zu sein sei eine Haltung, aber noch keine Handlung, meinte eine weitere Rednerin. Gehandelt müsse dauerhaft werden, über zivilgesellschaftliche Strukturen.
Veranstalter schätzen bis zu 10.000 Teilnehmer
Alena Zöch, eine der Organisatorinnen der Demonstration, zeigte sich „total überwältigt, wie viele wirklich gekommen sind. Wir haben keine genaue Zahl, aber wir haben von verschiedenen Leuten Schätzungen gehört. Wir waren sicher 8.000 bis vielleicht sogar 10.000 Menschen. Wir haben mit 5.000 Menschen gerechnet, es ist einfach unglaublich.“
Polizei: Keine Zwischenfälle
Die Polizei begleitete mit einem entsprechenden Aufgebot an Exekutivbeamten die Demonstranten. Es sei zu keinen Störungen und Zwischenfällen gekommen, hieß es von der Exekutive. Das Veranstalter-Bündnis plant weitere Aktionen dieser Art, konkrete Entscheidungen über Orte oder Termine der Demonstrationen gebe es aber noch nicht.