Mahnmal Februar 1934
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GESCHICHTE

Gedenken an Opfer der Februarkämpfe

Am 12. Februar 1934 haben die sogenannten Februarkämpfe begonnen, blutige Gefechte zwischen dem republikanischen Schutzbund der Sozialdemokraten und den bürgerlichen Heimwehren der Regierung Dollfuss. Am Montag wurde in Bruck an der Mur der steirischen Opfern gedacht.

Vor genau 90 Jahren stellte der Bürgerkrieg den blutigen Höhepunkt auf dem Weg zum Ende der Ersten Republik dar. Nach drei Tagen der Kämpfe waren mehr als 300 Todesopfer zu beklagen. Die Menschen hatten nur wenige Informationsquellen zur Verfügung, neben den zwangsläufig langsamen Zeitungen gab es den schnellen Rundfunk. Dieser spielte während der Februar-Kämpfe eine bedeutende Rolle: Fast in Echtzeit wurde die Bevölkerung auf dem Laufenden gehalten – und beeinflusst – mehr dazu in Der Bürgerkrieg kommt über den Äther (topos.ORF.at).

„Waren sich dessen bewusst“

Es war der letzte Widerstand des längst verbotenen Schutzbundes, der Wehrorganisation der Sozialdemokratie, gegen das autoritäre Regime unter Engelbert Dollfuss. An der Seite des steirischen Schutzbundführers Koloman Wallisch kämpfte damals der Vater von Eva Scheriau aus Bruck an der Mur, ihre Mutter wurde bei der Versorgung Verwundeter schwer verletzt. „Es ist passiert, dass ein Heimwerker von der gegenüberliegenden Seite das Gewehr erhoben hat und auf sie geschossen hat. Und sie hatte einen Kopfdurchschuss. Und das war natürlich sehr tragisch“, so Eva Scheriau.

Der Historiker Helmut Konrad über die Februaraufstände 1934

Vor genau 90 Jahren stellte der Bürgerkrieg den blutigen Höhepunkt auf dem Weg zum Ende der Ersten Republik dar. Kaum jemand weiß so viel über Februar 1934 wie der Grazer Historiker Helmut Konrad.

Nach drei Tagen wurde der Aufstand von der überstarken Staatsmacht niedergeschlagen, Hunderte werden verhaftet, der Anführer Koloman Wallisch starb am Galgen, ihm und zwölf weiteren in Bruck Gefallenen wurde am Montag gedacht. „Sie haben gegen den Faschismus gekämpft. Sie haben gemerkt, der Nationalsozialismus nimmt stark zu. Und sie wollten für ihre Freiheit, für die Demokratie kämpfen. Sie waren sich dessen bewusst, welche Gefahr auf die österreichische Bevölkerung zukommt“, so Scheriau.

Gedenken Februar 1934, Jörg Leichtfried und Anton Lang
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Appell: „Nie wieder“ tatsächlich leben

Das Gedenken an die Ereignisse vom Februar 1934 sei notwendiger denn je, betonten Vertreter der SPÖ. „Wenn es heutzutage einen Parteivorsitzenden gibt, der private Fahndungslisten erstellen möchte, wenn ein Premierminister eines Nachbarlandes die Wahlen zum Europäischen Parlament abschaffen möchte, erinnert das an schreckliche Zeiten“, sagte Jörg Leichtfried, SPÖ-Nationalratsabgeordneter und Regionalvorsitzender Bruck-Mürzzuschlag.

„Es geht darum, ein ‚Nie wieder‘ tatsächlich zu leben, jede noch so kleine Verharmlosung oder positive Äußerung gegenüber dem Faschismus klar und deutlich zu beantworten und zu verurteilen“, sagte SPÖ-Landeschef und Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang.