Laptops Schule
ORF
ORF
BILDUNG

Maturaänderung wegen KI gefordert

Weil künstliche Intelligenz (KI) bereits brauchbare Texte verfassen kann, fordern Lehrervertretende das Aus für die verpflichtende vorwissenschaftliche Arbeit (VWA). Anders die Sicht der Schülervertreter und des Ministeriums: Sie wollen an der VWA festhalten.

Seit 2014 müssen AHS-Maturantinnen und -Maturanten eine verpflichtende vorwissenschaftliche abschließende Arbeit verfassen. Das soll ein Ende haben, wenn es nach den Lehrervertretenden geht: AHS-Lehrerinnen und -Lehrer führen auch KI als ein Argument an – mehr dazu in Wegen KI: Lehrer für Aus von vorwissenschaftlicher Arbeit (news.ORF.at).

Nicht mehr erkennbar

„Das Problem ist nach wie vor, dass es durch die KI ja so schwer einzuschätzen ist für die Betroffenen, ob die Arbeit selbst geschrieben ist oder nicht. Das war bis jetzt auch schon der Fall. Nur durch den Einsatz der künstlichen Intelligenz oder den möglichen Einsatz ist es praktisch nicht mehr erkennbar – bei der Betreuung ist es ein Riesenaufwand, und im Endeffekt gewinnt man trotzdem nichts dabei“, so Weiß.

Mehr persönliche Bezüge in den Arbeiten gewünscht

Gefragt, wie die Matura gestaltet sein solle, wäre die wissenschaftliche Arbeit nicht mehr Pflicht, sagte Weiß: „Unser Ziel wäre, dass die Schülerinnen und Schüler selbst entscheiden können, ob sie eine Arbeit schreiben oder ob sie lieber eine zusätzliche schriftliche oder mündliche Prüfung haben wollen. Und wir würden uns auch vorstellen, dass bei den Arbeiten, die dann geschrieben werden, mehr persönlicher Bezug vorhanden ist. Das würde auch verhindern, dass man eine KI so einfach zu Hilfe nimmt.“

Solche persönlichen Bezüge könnten, meinte Weiß, etwa „Betroffenheit in der Familie sein. Krankheiten, zum Beispiel, die im Bekanntenkreis oder Verwandtenkreis vorkommen.“ Gute Erfahrungen habe man auch mit Themen, wo Schüler beispielsweise Erfahrungen in einem wissenschaftlichen Umfeld – etwa an einer Uni – gemacht hätten und darüber schrieben, so Weiß, da „kann man dann sehr gut beurteilen, ob eine persönliche Leistung dabei ist“.

Schüler: Wichtige Vorbereitung auf Studium

Die vorwissenschaftliche Arbeit ist neben der schriftlichen und mündlichen Reifeprüfung die dritte Säule der Matura, und das solle auch so bleiben, sagte dagegen Landesschülervertreterin Felicitas Lackner: „Eine Abschaffung an sich halten wir – die Landesschülervertretung und die meisten Schüler – für nicht sinnvoll, weil, wenn man vorhat, weiter studieren zu gehen, hat man zum ersten Mal die Möglichkeit, sich intensiver mit einem Thema auseinanderzusetzen, kritische Fragen zu stellen zu einem Thema und sich selbstständig etwas zu erarbeiten.“

KI-Einsatz kann auch sinnvoll sein

Dass KI eingesetzt werde, sei nicht zu leugnen, so die Schülervertreterin, die den gezielten Einsatz von KI beim Verfassen vorwissenschaftlicher Arbeiten sinnvoll halten würde: „Vor allem bei Satzstrukturierungen, bei Schreibblockaden, aber auch bei Informations- und Quellensuche kann es helfen.“

Direktorin: „VWA weiterentwickeln“

Auch die Direktorin des BG/BRG Kirchengasse in Graz, Daniela Kober, sieht im Verfassen der VWA eine wichtige Vorbereitung auf ein späteres Studium, jedoch werde es „für uns Pädagogen immer schwieriger zu unterscheiden, was kommt vom Schüler, was ist künstlich geschrieben, wobei viele Schüler durchaus Wert darauf legen, ihre eigenen Gedanken zu formulieren“.

Die VWA müsse daher weiterentwickelt und KI auch als solche ausgewiesen werden, so die Direktorin: „Es wird Bereiche geben, wo die Schüler nicht die Möglichkeit haben zu forschen oder das zu überprüfen – da wären sie ja überfordert –, und ich denke, dort kann man Sequenzen durchaus übernehmen, ich sehe das nicht negativ. Wichtig wird sein, das dann entsprechend zu zitieren und zu sagen, das hab ich mir dort geholt, da hab ich mir etwas ausgeliehen und das gebe ich an. Dann sind wir auch mit der Thematik des Plagiats nicht ständig konfrontiert.“

Polaschek: „Leitfaden bereits erstellt“

Eine Abschaffung der VWA sei ohnehin nicht angedacht, ließ ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek in einem schriftlichen Statement ausrichten: Bei der Anwendung KI-basierter Tools seien klare Regeln einzuhalten, ein entsprechender Leitfaden sei bereits erstellt, so der Minister.