Bewilligungspflichtige Medikamente
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GESUNDHEIT

Besserer Zugang zu Medikamenten gefordert

In Österreich bekommt man neue, hochwirksame Medikamente gegen Volkskrankheiten wie Diabetes, Osteoporose oder Rheuma oft nur mit vielen Hürden und viel schwerer als etwa in Deutschland. Ärztekammer und Patientenanwältin fordern deshalb nun dringend Verbesserungen.

Dass Medikamente in Österreich teilweise nur sehr schwer zu bekommen sind, zeigt jetzt eine neue Studie des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung. Laut Ärztekammer und Patientenanwältin liegt das an der komplizierten Struktur des heimischen Gesundheitswesens. Sie fordern, dass neue Medikamente schneller in den Leistungskatalog der Krankenkasse aufgenommen werden und dass die Chefarztbewilligung abgeschafft wird.

Allgemeinmediziner nennt Beispiel

Blutfettsenker, Blutverdünner, oder ein Blutzuckermedikament: Das sind nur einige Beispiele für Medikamente, für die man eine chefärztliche Bewilligung braucht. Alexander Moussa ist Allgemeinmediziner in Hartberg. Er muss oft dutzende Bewilligungen pro Tag ins System für die Österreichische Krankenkasse eingeben. Schwierig werde es bei neu entwickelten Medikamenten, sagte Moussa: „Ein typisches Beispiel ist eine Verordnung eines Medikaments aus einem Krankenhaus, das wir dann zur Bewilligung einreichen müssen bei der Krankenkasse, und es nicht bewilligt ist oder wo wir große Probleme haben, dies auch eine Bewilligung zu bekommen.“

„Belastend“

In einem Krankenhaus seien neue, innovative Medikamente leicht zu bekommen, der Zugang im Kassenbereich schwer, kritisierte auch Patientenanwältin Michaela Wlattnig. Grund dafür ist, dass diese Medikamente nicht oder noch nicht in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen worden sind. Sie werden also nicht automatisch von diesen bezahlt. „Das ist belastend für die Patienten einerseits. Das ist aber auch eine Belastung insofern, als Patienten ja dann mit dieser Erkrankung kämpfen und unter Umständen, sofern sie noch im Arbeitsleben stehen, auch öfter im Krankenstand sind. Manchmal kommt es aber auch zur Chronifizierung von Erkrankungen“, so Michaela Wlattnig.

Forderung: Forderungen „rasch umsetzen“

In der Praxis von Alexander Moussa kennt man das Problem. Auch Pharmafirmen geben in Prospekten Ärzten Tipps für Bewilligungen. Moussa fordert, „dass medizinische Innovationen schnell und rasch in den Erstattungskodex aufgenommen werden und dass bürokratische Hürden wie zum Beispiel die Chefarztpflicht abgeschafft werden, wie es in einigen Bundesländern schon der Fall ist, aber auch während Pandemiezeiten erfolgt ist, und das sollte dem Patienten wohl entsprechend rasch umgesetzt werden.“

Diese bürokratische Hürde ist dringend zu überdenken aus meiner Sicht. Denn man müsste darauf vertrauen, dass der behandelnde Arzt sehr wohl weiß, was er dem Patienten für seine Erkrankung individuell verordnet", so Wlattnig. Und auch neue entwickelte Medikamente sollten möglichst schnell verschreibungsfähig sein. Ohne Chefarztbewilligung, so die Forderung.