Zwei Männer sanieren ein Dach
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Wirtschaft

Fachkräftemangel weitet sich aus

Laut Wirtschaftskammer Steiermark gibt es aktuell 78 Berufssparten, die über zu wenige Expertinnen und Experten klagen. Die Liste der Ursachen dafür ist mindestens so lang wie die Liste der Mangelberufe selbst – dazu zählen unter anderem Krankenpfleger, Spengler oder auch Koch.

Auch wenn die Wirtschaftslage mau sei, so herrsche in vielen Sparten doch Fachkräftemangel, so Josef Herk, Präsident der steirischen Wirtschaftskammer: „Aktuell gehen ja doppelt so viele Damen und Herren in Pension, wie nachkommen. Das ist natürlich eine Problemstellung, die uns voll trifft, und deshalb haben wir trotz Konjunkturflaute auch in 78 Berufen einen ganz starken Mangel.“

Ein Jahr später in Pension gehen

Elektrotechnik und Maschinenbau sind hier unter den Top zehn, genauso der Beruf des Dachdeckers, der auf der Fachkräftemangelliste ganz vorne mitmischt, dicht gefolgt von Krankenpflegern, Spenglern, Installateuren oder Optikern.

Die Liste könnte weitaus kürzer sein, wenn man das Pensionsantrittsalter nach oben schrauben würde, so Herk: „Wenn wir ein Jahr länger im Arbeitsprozess wären, hätten wir österreichweit das Potenzial von 70.000 Fachkräften. Auf der anderen Seite haben wir die Situation, dass wir heute früher in Pension gehen als in den 1970er-Jahren. Wenn wir das Regelpensionsantrittsalter anpassen würden, hätten wir einen großen Sprung nach vorne.“

Junge sind weniger bereit, das Bundesland zu wechseln

Zahlen machen klar, warum es an Fachkräften mangelt: In Österreich ist nur jeder Dritte zwischen 60 und 64 Jahren erwerbstätig – in Deutschland sind es doppelt so viele. Dazu sind wir nach den Niederlanden „Teilzeitbeschäftigungs-Europameister“.

Mehr und länger arbeiten muss sich allerdings am Lohnzettel deutlicher bemerkbar machen, fordert Herk: „Wenn wir heute 20 Stunden Teilzeitbeschäftigung haben und jemand erhöht auf 100 Prozent, dann hat er aber nur 70 Prozent mehr. Das heißt, Leistung muss sich lohnen, und auch für diese Gruppe, die sich in der Regelpension befindet, soll es einen Steuerbonus geben. Denn diese Kompetenz brauchen wir dringend in der Wirtschaft.“

Zeitgleich ortet man bei der Wirtschaftskammer Steiermark Realitätsverweigerung in Bezug auf qualifizierte Zuwanderung – hier sei uns Deutschland weit voraus. Noch ein großes Thema: Junge Fachkräfte sind kaum bereit, das Bundesland zu wechseln – selbst wenn die Stelle auswärts noch so verlockend und gut bezahlt ist.