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Umwelt

Aufregung über geplantes Kraftwerk bei Stübing

Ein geplantes Murkraftwerk bei Stübing im Norden von Graz sorgt – obwohl es noch keinen Termin für den Baustart gibt – bereits für große Aufregung. Anrainer fürchten eine starke Entwertung ihrer Grundstücke, Naturschützer laufen Sturm, auch weil das Grazer Trinkwasser gefährdet wäre.

Die Mur zwischen Stübing und Gratkorn – zwar eingequetscht zwischen der Bahnstrecke und der Pyhrnautobahn – und trotzdem idyllisch: Hier mündet ein Bach in Steiermarks größten Fluss, hier baumelt ein Seil von einem Baum, mit dem im Sommer Kinder am Wasser spielen, hier ist ein kleiner Strand mit einer Bank und genau hier, unweit des berühmten Freilichtmuseums, könnte schon bald ein Flusskraftwerk gebaut werden.

„Wenn das kommt, haben wir als Gesellschaft versagt“

„Also dieses Projekt, wenn das kommt, dann haben wir als Gesellschaft versagt“, so Markus Ehrenpaar, Geschäftsführer des Naturschutzbund Steiermark. Er fordert: Renaturieren, nicht ruinieren. Auch Fischexperte Franz Kappel ist empört über das geplante Wasserkraftwerk Stübing, das das 34. an der Mur wäre: „Wenn man sich ein Bild der Mur anschaut, dann sieht man eigentlich, dass unsere Natur und unsere Flüsse bluten.“

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Sorge um Trinkwasser, Tiere und Au

Warum aber ist gerade in Stübing für Naturschutzexperten eine rote Linie überschritten? Dafür gibt es mehrere Gründe. „Sollte es da zu einem Unfall irgendeiner Art kommen oder zu einer Diskrepanz, dann wird ein großer Teil der Trinkwasserversorgung der Stadt Graz nicht mehr möglich sein“, so Ehrenpaar.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass Graz fast die Hälfte des Trinkwassers aus dem Bereich Stübing bezieht. Das geplante Kraftwerk stellt allerdings nicht nur eine Gefahr für den Menschen dar, so Franz Kappel – es werde den einzigen Lebensraum in der Steiermark zerstören, wo sich der Huchen noch ohne künstliche Hilfsmittel fortpflanzen kann. „Wenn der Huchen verschwindet, dann reißt er ganz viele andere Tierarten mit, die dann auch verschwinden werden,“ so Kappel.

Natürschützer gegen Kraftwerk
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Markus Ehrenpaar, Anrainerin Susanne Struck-Pally, Franz Keppel

Schließlich würde das Murkraftwerk die letzte Weich-Hartholz-Au der Steiermark bei Stübing vernichten.

Noch in der Planungsphase

Was spricht eigentlich noch dafür, dass der Verbund ausgerechnet an dieser Stelle ein Kraftwerk hinstellen möchte? Das Kraftwerkprojekt Stübing befindet sich noch in der Planungsphase – das heißt, derzeit werden im Projektgebiet vor allem Messungen durchgeführt, auch was das Thema Grundwasser betrifft. Erst nach Erstellung der Planungsunterlagen kann das Projekt zum behördlichen Genehmigungsverfahren eingereicht werden, „und im Zuge dieser Umweltverträglichkeitsprüfung werden dann auch alle Aspekte aus ökologischer Sicht erörtert werden“, so Pressesprecher Robert Zechner.

Brief nach Brüssel

Die Naturschützer werden alle rechtlichen Mittel ausloten, um das Murkraftwerk Stübing zu verhindern. Ein Schreiben an die EU mit 5.000 Unterschriften, die Bauarbeiten zu verbieten, ist bereits rausgegangen – eine Antwort der Kommission in Brüssel steht noch aus.