Waage
ORF
ORF
Gesundheit

Hälfte der Erwachsenen ist übergewichtig

Mehr als die Hälfte der Erwachsenen und ein Viertel der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig. Experten raten dringend dazu, auf Ernährung und Bewegung zu achten; sie fordern aber auch die Anerkennung von Fettleibigkeit als chronische Erkrankung.

Der 4. März ist Welt-Adipositas-Tag. Fettleibigkeit habe sich in den letzten Jahrzehnten geradezu explosionsartig entwickelt, sagt Hermann Toplak von der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Graz: „Während vor 35 Jahren noch etwa 6,5 Prozent der erwachsenen Bevölkerung fettleibig waren, sind es jetzt circa 20 Prozent.“ Somit haben sich die Zahlen verdreifacht.

Adipositas-Patienten werden immer jünger

180 Kilo habe sein schwerster Patient, schildert der Arzt, und das mit 18 Jahren. Während Fettleibigkeit früher eher im fortgeschrittenen Alter zum Thema wurde, seien nun immer mehr jüngere Patientinnen und Patienten betroffen.

Adipositas gründe auf drei Säulen: Schlechte Ernährung und zu viel davon, zu wenig Bewegung, und der dritte Aspekt sei die Psyche. „Über 90 Prozent aller Gene, die mit der Adipositas verlinkt bei genetischen Untersuchungen gefunden werden, sind im Hirn und nur zehn Prozent im restlichen Teil des Körpers“, so Toplak. Das Hirn spiele somit eine entscheidende Rolle: „Das reicht vom Stress bis hin zu emotionalen Komponenten“, erklärt der Arzt.

Arzt fordert mehr Kassenleistung

Der Mediziner fordert in diesem Zusammenhang mehr Kassenleistungen: „Das Problem ist, dass die Kasse die Adipositas bis jetzt immer in den Lifestyle-Bereich abgeschoben hat. Deswegen mussten die Leute sich auch bis jetzt die Medikamente immer selbst bezahlen.“

Tatsächlich sei Fettleibigkeit aber zu 50 Prozent von unseren Genen mitbestimmt. Nicht zuletzt deswegen fordere die Österreichische Adipositas Allianz (ÖAA) die Anerkennung von Adipositas als eigenständige chronische behandelbare Erkrankung. Es gehe auch darum, der Diskriminierung und Stigmatisierung von Betroffenen entgegenzuwirken, die häufig mit Aussagen wie „selbst schuld“ konfrontiert seien.