Wirtschaft

Unternehmerinnen wollen Gleichstellung

Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März machen sich steirische Unternehmerinnen für mehr Gleichstellung in der Wirtschaft stark. Vor allem bei großen Konzernen sei in Sachen Gleichstellung noch viel Luft nach oben, kritisiert die Wirtschaftskammer Steiermark.

Ein Drittel der steirischen Unternehmen wird von Frauen geführt. 31.382 Betriebe sind es exakt, um rund 300 mehr als im Vorjahr. Fast jedes zweite Einzelunternehmen ist mittlerweile von einer Frau gegründet worden. Das zeigt eine neue Studie der Wirtschaftskammer Steiermark.

Es gründen mehr Frauen als Männer ein Unternehmen

Die Sparten mit den meisten Frauen als Einzelunternehmen sind mit 58,4 Prozent die Sparte Gewerbe und Handwerk, gefolgt von Transport und Verkehr mit 38,4 Prozent und Tourismus und Freizweitwirtschaft mit 42 Prozent Frauenanteil. Bei den Neugründungen wagen mehr Frauen als Männer den Schritt in die Selbständigkeit. Von den im Vorjahr neu gegründeten Einzelunternehmen waren knapp 55 Prozent weiblich, so gab es 2.866 Neugründerinnen. Das Durchschnittsalter der Neugründerinnen liegt laut Wirtschaftskammer Steiermark bei 40,2 Jahren.

Zu wenig Kinderbetreuung, zu wenig Gleichstellung

Anlässlich des Weltfrauentages am 8. März führte die Wirtschaftskammer Steiermark unter knapp 850 steirischen Unternehmerinnen eine Umfrage durch, wie es ihnen in der derzeitigen Situation geht und wo die Probleme liegen. 44 Prozent der befragten Frauen bewerteten die Situation demnach positiv, 45 Prozent als neutral und elf Prozent als negativ. 40 Prozent der befragten Unternehmerinnen glaubten, dass sich die eigene Wirtschaftssituation im nächsten halben Jahr verbessern wird, jede zweite Unternehmerin glaubte, sie wird gleichbleiben, zehn Prozent rechneten mit einer Verschlechterung.

Noch viel Luft nach oben sahen Unternehmerinnen im Bereich Kinderbetreuung, wo die Steiermark österreichweites Schlusslicht sei, kritisiert die Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Steiermark, Gabi Lechner. Eine weitere Baustelle sei die Gleichstellung. 61 Prozent der befragten Unternehmerinnen gaben an, dass die Gleichstellung der Frau in der Wirtschaft gleichbleibe, nur 30 Prozent sagten, sie habe sich verbessert, neun Prozent gaben an, die Gleichstellungs-Situation habe sich verschlechtert.

Ein guter, aber steiniger Weg

Vor allem bei großen Konzernen gibt es laut Wirtschaftskammer Steiermark noch Luft nach oben. Bei börsennotierten Unternehmen würden von 212 Chefpositionen nur 19 Frauen in einem Chefsessel sitzen, so Lechner. „Ganz schlimm finde ich es bei den Aufsichtsrätinnen, da sind wir noch immer unter zehn Prozent. Wir haben das Thema Gleichstellung der Geschlechter noch immer nicht geschafft. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass wir auf einem guten Weg sind, der aber noch sehr steinig ist.“ Deshalb ihr Appell an die Männer: „Uns Frauen bei diesem Weg zu unterstützen, weil wir zwei starke Geschlechter in der Wirtschaft brauchen. Mittlerweile ist Gleichstellung ein gesellschaftspolitisches Thema sondern ein Wirtschaftsfaktor.“

Frauen müssen sich „Akzeptanz erarbeiten“

Ihre Frau in der Wirtschaft steht seit vielen Jahren die Unternehmerin Renate Zink-Edelsbrunner vom Autohaus Edelsbrunner, sie arbeitete sich neben Vater und Bruder in die Chefetage vor. „Man muss sich die Akzeptanz wirklich erarbeiten, dass man sagt ich stehe meine Frau in der ersten Reihe und nicht immer zwei Schritte dahinter, wie es eigentlich in der Automobilbranche so üblich ist.“

Es gibt aber auch Generationenunterschiede – unter jüngeren Männern sind Unternehmerinnen völlig normal, sagt Bettina Ganglberger, sie war im Vorjahr Unternehmerin des Jahres in der Kategorie-Neugründungen: „Ich glaube, da ist das Hierarchiedenken nicht so vorhanden.“ Die Zahlen zeigen laut Wirtschaftskammer übrigens, dass Unternehmensgründerinnen immer jünger werden, der Anteil der Über-60-Jährigen Unternehmensgründerinnen liegt bei fünf Prozent.