Grazer Schauspielhaus am Freiheitsplatz
APA/ERWIN SCHERIAU
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Kultur

Grazer Schauspielhaus feiert Jubiläum

Das Grazer Schauspielhaus blickt seit seiner Inbetriebnahme 1776 auf eine wechselvolle Geschichte zurück. Die Wiedereröffnung des Hauses am Freiheitsplatz jährt sich heuer zum 60. Mal. Es war der erste fixe Theaterbau, der in Graz entstanden war.

„Dies ist das Haus… Es will Herberge sein für gute Kunst! Dass Freude von ihm ausgeht und dass es unserer Stadt ein Ruhm wird und ein Glanz“: Mit diesen Worten beginnt das Drama „Paracelsus und der Lorbeer“, das eigens für die Wiedereröffnung des Grazer Schauspielhauses 1964 in Auftrag gegeben worden war. Mit der Arbeit war der mittlerweile wegen seiner deutschnationalen Gesinnung umstrittene Dichter Max Mell beauftragt worden.

++ HANDOUT/ARCHIVBILD ++ STEIERMARK: 60 JAHRE WIEDERER…FFNUNG DES GRAZER SCHAUSPIELHAUSES
APA/STADTARCHIV GRAZ
Historisches Bild der Wiedereröffnung des Schauspielhauses.

Der damalige Intendant der Vereinigten Bühnen, André Diehl, erklärte in der Festschrift die Wahl des Stückes damit, dass Mell einen „Bogen von der Antike über das Mittelalter bis zum Blick in die Gegenwart schlagen will. Die Erkenntnis, dass unser Heute noch immer von den Quellen des Gestern lebt, mag als Verpflichtung für eine Tradition gelten, die im neuen Haus vornehmlich zu pflegen sein wird“.

Wechselvolle Geschichte

Die Freude über das neugestaltete Haus war groß. Gab es doch zwölf Jahre lang nur die Möglichkeit, im Rittersaal des Landhauses, der Oper oder zuweilen im Sommer auf der Schloßbergbühne, im Landhaushof oder in Schloss Eggenberg zu spielen. Das Theater war aus Sicherheitsgründen geschlossen worden, die letzte Vorstellung im alten Gebäude fand am 26. Juli 1952 statt.

1776 entstand am damaligen Franzensplatz (heute Freiheitsplatz) der erste Bau, geplant und errichtet vom späteren Hofbaumeister Joseph Hueber. Doch keine 50 Jahre später, am 25. Dezember 1823, brach ein Brand aus und zerstörte das Gebäude. Vier Tage zuvor war der große Mittelluster in den Zuschauerraum gefallen. Die Wiedererrichtung des Hauses wurde sofort in Angriff genommen, und schon zwei Jahre später kam es zur Eröffnung des Neubaus. Nach 125 Jahren ununterbrochener Nutzung fiel dann erst 1952 wieder der Vorhang für längere Zeit.

Als Wolfgang Bauer für Aufregung sorgte

Ab 1964 folgten dann bewegte Zeiten. Grund dafür war die liberale Kulturpolitik des damaligen Landesrates Hanns Koren (ÖVP), der den steirischen herbst ermöglichte. 1968 trat auch Wolfgang Bauer auf den Plan, dessen Dramen „Magic Afternoon“ und „Change“ für helle Aufregung sorgten. Nach Querelen mit diversen Direktoren und Leitungsteams wurde es dann ab 1976 mit Rainer Hauser an der Spitze ruhiger. Unter seiner Leitung wurden moderne Interpretationen von „Faust“ oder „Die Räuber“ zu Publikumshits. Shakespeare-Dramen mit Schauspielern wie Harald Krassnitzer oder Herbert Föttinger sorgten ebenfalls für einen großen Publikumszuspruch.

Seit 2006 stehen Frauen an der Spitze des Schauspielhauses. Unter der Leitung von Anna Badora, Iris Laufenberg und aktuell Andrea Vilter bot und bietet das Theater am Freiheitsplatz Auseinandersetzungen mit aktuellen Themen, warf einen Blick auf die Vergangenheit, erprobte neue Stilmittel und erhielt dafür zahlreiche Auszeichnungen.