Krankenhaus Station Warnschild „Infektionsgefahr“
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Chronik

Neugeborenes an Keuchhusten gestorben

Ein erst wenige Wochen altes Baby ist in einem Grazer Spital an Keuchhusten gestorben. Generell gibt es in der Steiermark in diesem Winter eine starke Zunahme von Keuchhustenfällen. Experten und Expertinnen raten zur Impfung.

Pertussis, auch Keuchhusten genannt, ist eine hochansteckende Infektionserkrankung der Atemwege und in Österreich meldepflichtig, so Eva Winter, Leiterin des Grazer Gesundheitsamtes. Die Übertragung erfolgt über Tröpfcheninfektion, von schweren Verläufen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder sowie ältere Menschen betroffen.

„Obwohl Erwachsene bei einer Infektion oft kaum mehr als einen Husten wahrnehmen, kann das Bakterium, wenn es auf Neugeborene trifft, bedrohlich werden“, so Winter. Laut der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) treten die meisten Todesfälle im ersten Lebensjahr auf.

Wirksamster Schutz: Impfung

Impfung sei der wirksamste Schutz, um der Erkrankung und Ansteckung vorzubeugen – für Babys ist die Impfung aber erst ab dem vollendeten zweiten Lebensmonat mit weiteren Teilimpfungen im fünften und elften Monat möglich. Seit 2013 wird die Keuchhustenimpfung in der 27. bis 36. Schwangerschaftswoche empfohlen, wodurch die Mutter ihrem Baby einen sehr gut wirksamen Nestschutz über die ersten Lebensmonate mitgibt. Nach der Grundimmunisierung sind Auffrischungsimpfungen im siebenten bis neunten Lebensjahr und anschließend alle zehn Jahre empfehlenswert.

„Wir wissen, dass eines von eintausend Babys an Pertussis erkrankt verstirbt. Statistisch. Und wir haben relativ viele Fälle; und es ist natürlich auch sehr sehr tragisch, dass es jetzt schon dazu gekommen ist“, so der Sprecher der steirischen Kinderärzte, Hans-Jürgen Dornbusch. Er rät, „die vorhandene Impfempfehlung einzuhalten: Wir haben leider das Problem, dass obwohl die Kinder zumeist als Säuglinge nach Schema mit zwei, vier und zwölf Monaten geimpft werden, dass es spät erst zur Auffrischung kommt, die international als Vorschulbooster bezeichnet wird.“

Verdicktes Blut als Todesursache

Oft werde auf die Impfung schlichtweg vergessen; doch der neue, besser verträgliche Impfstoff vermittle laut Dornbusch „leider nicht so einen langen Impfschutz wie der frühere nebenwirkungsreichere Impfstoff, sodass wir oft schon Fälle sehen, die nicht so schwer verlaufen, aber unerwartet früh auftauchen und in der eigenen Familie zur Übertragung führen. Und das kleine Geschwisterchen kann dann unter Umständen sehr, sehr krank werden.“

Bei Babys gebe es das Phänomen, dass neben dem Husten, der fast zu Erstickungsanfällen führt, auch das Blut zu dick werde – bis hin zum Stehenbleiben des Blutes in den Hirnkapillaren. Meist die Todesursache in den dramatischen Krankheitsfällen.

Heuer bereits 445 Meldungen in der Steiermark

Laut der Sanitätsdirektion Steiermark wurden im Vorjahr österreichweit 2.780 Keuchhusteninfektionen gemeldet. In der Steiermark sind in diesem Jahr bereits 445 Meldungen eingegangen. Alleine in Graz seien es täglich drei bis vier, wie Winter sagte.