Oper Graz Zuschauerraum
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KULTUR/UMWELT

Bühnen Graz sind Nachhaltigkeits-Vorreiter

Knapp fünf Jahre lang haben die Bühnen Graz mit all ihren Gesellschaften daran gearbeitet, ein grüner Theaterkonzern zu werden – nun sind sämtliche Bereiche offiziell als „nachhaltig“ zertifiziert. Damit nimmt man österreichweit eine Vorreiterrolle ein.

Egal, ob in der Oper, im Schauspielhaus, im Kinder- und Jugendtheater Next Liberty oder bei einer Veranstaltung der Grazer Spielstätten: Es lohnt auch ein Blick abseits von Bühne und Kulissen. Seit 2019 unternahmen die Bühnen Graz mit allen Gesellschaften viele Bemühungen, um insgesamt ein grüner Theaterkonzern zu werden.

Zeichen und Aufwand

„Wir sind die Ersten, die als Konzern gesamt diese Auszeichnung von der Republik bekommen. Das ist ein erfreuliches Zeichen für die Mitarbeitenden, denn es ist ein Riesenaufwand“, so Bernhard Rinner, der Geschäftsführer der Bühnen Graz.

Es brauche viele einzelne Teile, um dieses kulturelle Nachhaltigkeitspuzzle zusammenzusetzen: In der Dekorationswerkstatt etwa, wo die Kulissen gebaut und gelagert werden, erzeugt eine 30kW-Photovoltaikanlage auf dem Dach eigenen Strom.

Art & Event Theaterservice Graz
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Transporte mit dem Handwagen

75 bis 80 Prozent der Kostüme für die Produktionen kommen aus dem Fundus – sie werden neuerdings in einem Ozonschrank gereinigt. „Damit wir nicht immer auf chemische Reinigung zurückgreifen müssen, können wir beispielsweise – um Gerüche zu entfernen – auf diesen Schrank zurückgreifen“, sagt Nachhaltigkeitskoordinator Ingo Reinhardt.

Die gereinigten Stücke werden vom Fundus in der Grazer Innenstadt in den meisten Fällen mit einem Handwagen CO2-neutral mehrmals wöchentlich zu Aufführungsorten gebracht. „Für kleine Nachtransporte, wenn Dinge nicht rechtzeitig fertig werden, für Reparaturen – dafür wird der Handwagen verwendet“, so Andree Bardel-Kahr vom Kostümfundus.

Kostümfundus
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Kostüme aus dem Fundus oder aus zweiter Hand

Bei den Kostümen musste auch Ausstatterin Isabel Toccafondi eine besondere Herausforderung meistern. Da es beispielsweise im Kinderstück „Tusnelda Nisselbrimm“ um Umweltverschmutzung geht, war die Idee, nachhaltige Kostüme zu fertigen. „Die Aufgabe, die ich mir gestellt habe, war, nichts neu zu kaufen, sondern nur mit den Stücken aus dem Fundus oder mit Secondhandkleidern zu arbeiten“, so Ausstatterin Toccafondi.

Strom sparen beim Beleuchten

Beleuchter Daniel Weiss rückt das Geschehen auf der Bühne ins perfekte Licht – im Fall der Oper Graz ins LED-Licht: Mehr als die Hälfte der Beleuchtungsapparate wurde bereits umgerüstet. „Es ist eine erhebliche Stromersparnis. Ein Scheinwerfer hat 2.000 Watt verbraucht, mit LED sind es nur mehr 200 in derselben Zeit“, so Beleuchter Weiss.

Ticketzentrum Graz
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Weniger Papier, mehr Mehrwegbecher

Wer im Ticketzentrum Eintrittskarten kauft, bekommt diese auf speziellem Papier. Onlinetickets werden immer gefragter – sie gelten auch als Fahrschein für die steirischen Öffis.

Grundsätzlich versuchen die Einrichtungen, den Papierverbrauch zu reduzieren: Im Schauspielhaus gibt es keine Programmhefte mehr, dafür auf der Schaubühne aber ein dauerhaftes Bühnenbild, das an das jeweilige Stück angepasst wird. Und im Orpheum bekommt das Publikum bis zu einer gewissen Veranstaltungsgröße die Getränke in Mehrwegbechern.

Prozess der Überzeugungsarbeit

Dass die Öko-Bemühungen mit Mehrkosten verbunden sind, leugnete Rinner nicht: „Die Einhaltung der Öko-Auflagen führt zu einem zusätzlichen Personaleinsatz. Konkret haben wir eine weitere Stelle geschaffen, um unsere Nachhaltigkeitsziele effektiv zu verfolgen. Dies ist auch eine wichtige Investition in die Zukunft, denn ab 2025 sind wir gemäß EU-Richtlinie verpflichtet, eine Ökobilanz zu erstellen“. Er sehe diese Investition allerdings „nicht nur als Kostenfaktor, sondern als kleinen Beitrag zur Rettung unseres Planeten.“

„Das ist ein langwieriger Prozess der Überzeugungsarbeit, dass Jede und Jeder an ihrer und seiner Stelle einen Betrag leisten kann, dass es unserer Umwelt besser geht“, so Bernhard Rinner. Die Ökoprofit-Zertifizierungen und das Umweltzeichen gelten für vier Jahre.